„Beliſar!“ rief ſie mit gellender Stimme. Aufgelöſt
in Lieb' und Schmerz ſank ſie an ſeine Bruſt.
„Beliſar! Beliſar!“ lispelte ſie vergehend. Ihre Sinne
drohten zu entſchwinden; die Liebe hielt ſie zurück. Sie
legte das matte Haupt an des Gatten Herz und ſprach:
Darf ich wieder mein dich nennen? Wirſt du mich nicht
wieder verlaſſen?-
Beliſar regte ſich nicht. Wiederum brannten in ſeinen
leeren Augenhöhlen glühende Kohlen und glühende Kohlen
auf ſeinem kahlen Haupte. Sein Herz erlag unſäglichem
Weh — aber er ſtand aufrecht wie der umbrandete Fels
im Meere. Keines Hnn Glieder zuckte unter der ſchreck—
lichen Qual — kein Seufzer glitt über ſeine feſtverſchloſ-
ſenen Lippen. So hatte 0 2 früher an der Spitze ſeines
Heeres dem drohenden Feinde gegenüber geſtanden. Doch
der Gegner, deſſen Angriffen er jetzt Preis gegeben war,
wendete Waffen gegen ihn an, denen er auf die Dauer
nicht widerſtehen konnte.
Unter Tabeg's heißen Thränen, Bitten und Liebkoſun⸗
gen ſchmolz von Beliſars Herzen endlich die harte Eisrinde,
womit das Unglück und das bittere Gefühl der eigenen
Unwürdigkeit daſſelbe umgeben hatten. Die eheliche Liebe
und Treue bewirkten jetzt bei Beliſar, was keine Todes
gefahr, keine Noth der Erde, kein Wechſel des Glücks bei
ihm hatten hervorbringen können — er ſchluchzte! Und
wunderbar! die Thränen, welche er dabei weinte, kühlten
wohlthuend ſeine brennenden Augenhöhlen. Kaum getrauten
ſich ſeine zitternden Arme die Gattin wieder zu umfaſſen,
deren Treue, gleich dem Golde im Feuer, in der Trübſal
ſich ſo rein bewähret hatte. Und Tabea, alle mißtönenden
Saiten r erzählte dem ihr wiedergeſchenkten
Gatten von dem ſtillen, hauslichen Glücke ſeiner Kinder,