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oh! — Nicht die wandelbare Hofgunſt mißhandelte — die
treue, aufopfernde Gatten⸗ und Kindesliebe erheiterten mein
Alter! Fort ihr Rachegöttinnen! was führt ihr mir vor
die blutigen Augenhöhlen? Ich ſehe die weite Erde mit
(Blut getränkt; blutige Schatten ſteigen aus ihr empor —.
Blut und Nichts als Vlut umgiebt mich. Ha! ihr verlan⸗
get eure Gatten, Väter, Kinder von mir zurück? Geht
zum Kaiſer Juſtinian, der mir die Blutarbeit aufgetragen
hat. Vandalenkönig! ſind es blutige Thränen, welche dein
Auge weint und der begehrte Schwamm dir abtrocknet?
Die Klänze deiner Harfe ſchmettern wie Poſaunentöne in
mein Ohr. Haſt du nicht heute eingeſtanden, daß du noch
glücklicher ſeiſt, als ich? O Gelimer! Gelimer!“
„Sucheſt du Jemanden?“ fragte ihn hier eine Stimme,
ö welche verwundend bis in ſein Innerſtes drang. Beliſar
vermochte nur ſtumm das Haupt zu ſchütteln.
„Du kommſt von Conſtantinopel, Lieber? O ſage
mir, ſaheſt du nicht ein Kind von zehn Jahren, ein ſchlank
gewachſenes Mädchen mit lichtem Haar und blauen Augen
denſelben Weg wandern?“
Dem Gefragten drohte die Bruſt zu zerſpringen. Mit
Mühe keuchte er die Worte hervor: „Ich kann nicht
ſehen.“
„Wie? du Aermſter!“ rief die ältere Tabea mitleidig —
„blind biſt du und irreſt gleichwohl ohne Führer umher?
Gieb mir deine Rechte. Ich will dein Führer ſein, bis
eine dir bekannte Hand die deine wieder erfaßt.“
O Himmel! konnte es eine bekanntere, liebendere Hand
Arme an dem Körper herab. Und Tabea, welche mecha—
; niſch dieſer Bewegung mit den Augen gefolgt war, erkannte
Plötzlich an der Kürze von Beliſars Rechte ihren Gatten.
für Beliſar geben, als Tabea's? Kraftlos fielen deſſen
Seee:.eeeeee‚:-‚..esst.. .-..... . —.—.. — 2