Full text: Belisar

Mannes gebeugt und ſein Antlitz der Himmelsgegend zu⸗ 
gewendet, wo die Sonne aus dem Meere, gleichwie Chri⸗ 
ſtus einſt aus dem Grabe, ſiegreich auferſtand. 
„Das Grab iſt leer — 
Die Wächter fliehn —“ 
klang es weiter durch die Lüfte und wie damals die Wächter 
vom Grabe Jeſu, flohen vor der leuchtenden Weltkugel die letz—⸗ 
ten Wolken am Himmel und die Nebelmaſſen auf dem Meere. 
Obſchon der Knieende andächtig das Zeichen des Kreu⸗ 
zes über Antlitz und Bruſt gemacht hatte, murmelten gleich⸗ 
wohl ſeine Lippen vorwurfsvoll: „Ha, nun weiß ich, wo 
Tabea hingeſchwunden iſt. Vermag ich doch deutlich ihre 
helle Stimme von allen übrigen zu unterſcheiden!“ 
Stumm ſah er hierauf zu, wie die Verſammlung aus 
einander ging und ſich nach allen Richtungen zerſtreute. 
Als aber ein junges blühendes Weib, das in der Rechten 
einen blüthenknospenden Stab und in dem dunklen Haar 
einen grünen Myrthenkranz trug, ihre Schritte nach dem 
Harrenden hinlenkte, rief er ihr eben nicht freundlich ent⸗ 
gegen: „Aber, Tabea! wie konnteſt du mich mit dem 
Kinde ganz allein laſſen?/ 
Tabea ſchlang beide Arme um den Hals ihres Gatten 
und indem ſie einen Kuß auf ſeine Wange drückte, ſprach 
ſie mit Innigkeit: „Chriſtus iſt erſtanden!“ 
„Er iſt wahrhaftig auferſtanden!“ antwortete der 
Mann nach der üblichen Sitte, ſetzte aber auch dann gleich 
hinzu: „Und Stephanie auch. Ich vermochte kaum ſie zu 
beruhigen. Wie haſt du dich auch ſo heimlich davon ſchlei— 
chen mögen? / 
„Wie du doch ſo vergeßlich ſein kannſt! Hab ich dich 
nicht geweckt und eingeladen, mit mir der erhebenden Oſter— 
feier beizuwohnen? Du aber mochteſt lieber ſchlafen, als
	        
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