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er den Handel Frankreichs völlig. Es iſt eine That—
ſache, daß Tauſende verarmten, weil alle Pulsadern des öf—
fentlichen Verkehrs unterbunden waren. Bankerotte brachen
aus, und ein tüchtiger Bankerot zog immer viele andere
nach ſich.
In der Stadt Rheims in Frankreich lebte in jener Zeit
ein Kaufmann, Namens Mortier (ſprich: Mortje). Er war
ein dürchaus rechtſchaffener Mann, der pünktlich bisher bezahlt
hatte und deswegen das Vertrauen der Kaufmannſchaft in ho⸗
hem Grade beſaß.
Mehrere Bankerotte in Paris brachten ihm aber plötzlich
ſolche heftige Schläge bei, daß er die Waaren, welche er hier—
und dorther bezogen, nicht bezahlen konnte, wenigſtens nicht
zu der ihm geſetzten Friſt.
Der ehrliche Mann war ſich bewußt, daß er ohne ſeine
Schuld in dieſe bedrängte Lage gerathen war. Er entſchloß
ſich daher, nach Paris zu reiſen, ſeine Bücher ſeinen Gläubi⸗
gern offen darzulegen und um einen Nachlaß oder längere Fri⸗
ſten zur Zahlung zu bitten.
Die rückhaltloſe und ehrliche Weiſe, wie er das that, konnte
nur das Vertrauen in ſeine Denkungsart beſtärken. Gerne
bewilligten ihm daher ſeine Gläubiger dieſe Friſt, auch wohl
anſehnliche Nachlaſſe; nur einer nicht, und gerade der, welchem
er am Meiſten ſchuldete. Er verlangte ohne Schonung Geld,
und jeder Verſuch war vergeblich, ihn auf mildere Geſinnung
zu bringen. Der Grund dieſer Härte lag aber nicht in einer
Gefühlloſigkeit dieſes Mannes, ſondern darin, daß erſt kürzlich
ein betrügeriſcher Bankerot ihn um bedeutende Summen ge—
bracht hatte. Die Art, wie er war hinter das Licht geführt