·In Dä
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Der Großvater, der in ſeinen letzten Lebenstagen ängſtlicher
um Hab und Gut geworden, hatte wahrſcheinlich dort all ſeine
Schätze verborgen, ohne bei ſeinem ſo ſchnellen Tode meinem
Vater darüber Nachricht geben zu können. In einem einzigen
Augenblicke bin ich nun ein reicher Mann geworden! Jene
Papiere ſind mein rechtmäßiges Eigenthum, denn bei dieſem
Schatze lag zugleich ein Teſtament, das mich im Fall des Ab—
lebens meines Vaters zum Erben des Großvaters ernennt.
Jetzt kauf ich unſer Haus in der Langgaſſe zurück und in dem
Prunkſaale ſoll wieder, wie in frühern Zeiten, das Bildniß
des Großvaters hängen. Mit meinem braven Vater kann ich
nun freilich meinen Reichthum nicht theilen, wohl aber mit
Dir, Du wackres Mütterlein, die Gott erkohren hatte, ſo lange
meinen Schatz zu hüten. Komm mit mir, Du ſollſt bei Jürge
Braun gute Tage haben.“
So geſchah es auch. Mutter Elſe zog zu Jürge Braun,
den man nun, wie einſtmals ſeinen Großvater, nur den reichen
Braun nannte — und ſie führte ihm die Wirthſchaft.
Jürge Braun hat aber auch ſonſt noch Wort gehal—
ten, denn Elſe hatte bei ihm fürwahr gute Tage. Er ſorgte
für ſie wie für eine Mutter, und betrachtete ſich ſtets als ihr
größter Schuldner.
Beide ruhen nun längſt in Frieden. Jürge Braun aber
hat all ſein Hab und Gut, was er in dieſer Welt zurücklaſſen
mußte, dem Spital vermacht, in welchem einſt ſein Vater ge—
ſtorben war.
Wilhelm Wüller.