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und er mußte warten, bis Alle bereits Audienz erhalten
hatten. Endlich ſagte der Kammerherr zu ihm: „Was
wollt denn Ihr, guter Alter?“
„Moͤcht' gern mit'm Kaiſer reden“, war die Ant-
wort. — „Habt Ihr eine Bittſchrift?“ fragte der Kam—
merherr.
Und der Bauer ſagte: „Brauch' kain.“
Der Kammerherr erwiderte: „Aber mein lieber
Mann, es iſt der Allerhoͤchſte Befehl, Niemand vor—
zulaſſen, der nicht vorlaͤufig aufgeſchrieben iſt und ſeine
Bittſchrift mitbringt.
„Das mag“, ſagte der Bauer, „die Wiener angehn,
uns Landleuten iſt nichts davon verkundet worden! Sei
der Herr nur ſo gut und meld' mi der Herr an!“
Der Kammerherr meldete den Bauer an, und er
wurde ſogleich vorgelaſſen. Als er vor den Kaiſer trat,
ſagte er: „Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! J hab' ghhoͤrt,
daß die Franzoſen die ganze Welt d'runter und d'ruͤber
woll'n kehr'n, und daß Eure Majeſtaͤt Alles aus dem
eigna Beutel beſtreiten wollten und kain Kriegsſteuer ver⸗
langen, aber doch annehmen, wenn man freiwillig ani
gibt; ſo hab' mir halt denkt, wir Bauern auf'm Lande
hab'n a mittelmaͤßiges Jahr g'habt, jetzt a guti Winter⸗
frucht, daß alſo a kan uͤbels Jahr einerſchaut; hab' alſo
a biß'l 'was z'ſamg'ſucht und hab's Eurer Majeſtaͤt ein⸗
mal bringa woll'n.“
Nun langte er einen ledernen Beutel hervor, und
leerte ihn auf den Tiſch aus. Es waren lauter Gold—
ſtuͤcke, die eine Summe von tauſend Gulden ausmachten.
Der Kaiſer verwunderte ſich und ſprach: „Lieber Alter,
das iſt ja zu viel; Ihr werdet Euch weh thun.“
„Dann haͤtt' i's nit g'bracht“, antwortete der Bauer.
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