Full text: Neues Schatzkästlein der Jugend

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haben ſollte, ſtand vor den Schranken; alle Anzeichen wa⸗ 
ren gegen ihn, alle Zeugen, die man verhoͤrte, ſchwuren 
wider ihn. Da die Schuld des Angeklagten erwieſen 
war, ſprachen auch alle Beiſitzer des Gerichts der 
Reihe nach das Schuldig, und der Buͤrgermeiſter ſollte 
nun pflichtmaͤßig das Todesurtheil faͤllen. Indem alle 
mit aͤngſtlicher Spannung auf dieſen Ausſpruch war— 
teten, ſaß van der Hoolen da mit bleichem, leichenhaftem 
Geſicht; ſeine Glieder zitterten, wie von einem Krampfe 
geſchuͤttelt, und er vermochte keinen Laut hervorzubringen 
einem Menſchen gegenuͤber, mit dem er in gleicher Ver⸗ 
dammniß war. Er ſelbſt ſtand in dieſen unſaͤglich qual⸗ 
vollen Augenblicken vor ſeinem ewigen Richter. 
Endlich erhob er ſich von ſeinem Stuhl, trat neben 
den Angeklagten und ſprach: 
„Auch ich bin ein Moͤrder, darum kann ich keinen 
Moͤrder verurtheilen; der gerechte Gott ſelbſt legt mir 
die Hand auf den Mund. So will ich denn dem All⸗ 
mächtigen nicht länger widerſtreben und eine Schuld be— 
kennen, mit der ich dreißig Jahre mich getragen, ich will 
ſie bekennen, damit ich meine Seele errette!“ 
Und nun erzaͤhlte er zum großen Schrecken ſeiner 
Freunde und Amtsgenoſſen die That, die er veruͤbt. 
Man wollte ihn fuͤr wahnſinnig halten, man wollte den 
allgeehrten Mann bereden, daß er krank ſei; allein er 
wies Alles zuruͤck, und erbat ſich den Tod als eine 
Gnade, um der erduldeten Qualen ledig zu werden. 
Man that ihm endlich mit Beobachtung der gehoͤ— 
rigen Rechtsform ſeinen Willen, und van der Hoolen 
ſtarb mit einem reuigen und bußfertigen Herzen. 
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