Full text: Richard Löwenherz

Zweiter Wächter. 
Nun, wer weiß, was wir bald erleben. Geſtern, 
als Du Deinen Ruhetag hatteſt, kamen einige Land⸗ 
leute hier vorüber und erzäͤhlten, der Bruder unſerer 
Gefangenen, der König von England, ſei mit vielen 
Kriegern an unſerer Kuͤſte gelandet. 
Erſter Wächter. 
Das wäre ja ein herrliches Vergnügen. Sicher 
hat er nicht Luſt, das große Löſegeld zu bezahlen, das 
unſer König für ſeine Schweſter fordert, und will ſie 
mit Gewalt befreien. Ich hörte auch einmal, der Kö⸗ 
nig von England ſollte ein furchtbar tapferer, kühner 
Mann ſein, dem an Verwegenheit und körperlicher 
Kraft Keiner gleich käme. 
Zweiter Wächtet. 
Was Du ſagſt! Den möchte ich ſehen. Unſer 
König Tankred iſt doch auch kein Schwächling. Sie 
müßten gut zuſammen paſſen. 
Erſter Wächter. 
Dann börte ich aber auch, dem Könige von Eng⸗ 
land ſollte das Geld entſetzlich knapp ſein. 
Zweiter Wächter. 
Iſt denn das bei Königen möglichꝰ 
Erſter Wächter. 
Ach, du lieber Gott, ja. Ich habe mir ſagen 
laſſen, ſie hätten zuweilen auch nur das Allernöthigſte. 
Zweit er Wächter. 
Nun, da mag es ihm freilich wohl ſehr ſchwer 
werden, das große Löſegeld für ſeine Schweſter herbei 
zu ſchaffen.
	        
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