Full text:

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Das Geſchrei von einem Kriege, weswegen die Schild— 
bürger ihre Glocke in den tiefen See verſenkt hatten, war 
nicht ſo nichtig, daß ſie nicht ſelbſt in der That etwas 
davon empfunden hätten. Denn innerhalb wenigen Ta— 
gen kam ihnen der Befehl zu, eine Anzahl Knechte zur 
Beſatzung in die Stadt zu ſchicken, dem ſie auch nach— 
lebten. Einer dieſer abgeordneten Schildbürger, nicht 
der Geringſte, begegnete, als er in die Stadt einzog, 
dem Kuhhirten, der eben ſeine Unterthanen, Ochſen, 
Kühe und Kälber, austreiben wollte; und eine der Kühe 
berührte den Kriegsmann aus Schilda ein wenig mit 
ihrem Horn. Erzürnt und muthig zog der Schildbür— 
ger den Dolch aus ſeinem Gürtel, trat gegen die Kuh 
und ſprach: „Biſt du eine ehrliche und redliche Kuh, ſo 
ſtoße noch einmal!“ Womit er dieſen Feind glücklich 
aus dem Felde ſchlug. 
Einige Zeit darauf thaten die Städter einen Aus— 
fall, um auf den Feind zu ſtreifen, und den Bauern 
Hühner und Gänſe abzunehmen. Nun hatte jener 
Schildbürger kurz zuvor ein Panzerſtück, einer Hand 
breit, gefunden, und weil er ſich gerade eine neue Klei— 
dung machen ließ, ſo befahl er dem Schneider, dieſes 
Blech unter das Futter in's Wams zu vernähen und 
gerade vor das Herz zu ſetzen, damit er deſto ſicherer 
wäre, und auch einen tüchtigen Puff aushalten könnte; 
denn ſchon früher ſey ihm ein ſolches Glück wiederfah— 
ren, daß, als er ein halbes Hufeiſen gefunden und daſ— 
ſelbe unter den Gürtel geſteckt, er damit einen Schuß 
aufgefangen, welcher ihm ſonſt das Leben gekoſtet hätte.
	        
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