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euch zu dienen, ſo viel unſer ſind. Wir wollen euch
bis gen Worms am Rhein begleiten, denn wir ſind
der Wege gar wohl kundig.“ Siegfried bedankte ſich
höchlich für dieſe Freundſchaft. Unterdeſſen bat ihn der
Zwerg, ſich mit der Jungfrau zu ihnen tiefer hinein in
den Berg zu begeben und ſich bei ihnen mit Speiſe und
Trank zu erlaben, deſſen ſie beide ſehr bedürftig waren.
Dort fanden ſie Alles auf's Beſte zugerichtet, und erquick—
ten ſich nicht wenig. Die Zwerge waren ſehr geſchäftig,
ſie trugen das Köſtlichſte herbei, was ſie in der Eile zu⸗
wege bringen konnten. Der König Egwald veranſtaltete
auch eine ſchöne Zwergenmuſik, die recht luſtig anzuhö—
ren war. Und als die Mahlzeit vollendet war, da trug
man allerlei Backwerk in vergoldeten Schüſſeln auf,
und die Geſundheit des edlen Ritters Siegfrieds und ſeiner
Geliebten wurde von den Zwergen weidlich herumgetrun—
ken. Die kleinen Ercaturen waren recht fröhlich, taͤnz—
ten und ſprangen nach Herzensluſt. Aber Siegfried
war von Herzen müde, denn er hatte in vier Tagen
und drei Nächten nicht geruhet, darum bat er, daß
man ſowohl der Jungfrau als ihm ihre Ruhe zuberei—
ten möchte. Wie das der König Egwald hörte, ſorgte
er dafür, daß die köſtlichſten Betten zugerichtet würden.
Mittlerweile nahm Siegfried die ſchöne Florigunde
bei der Hand und ſprach zu ihr: „Allerſchönſte Jung—
frau, nun ſaget mir, wie war euch möglich, ſo lange
bei dem ungeheuren Drachen zu leben?“ Die Jungfrau
aber ſprach: „Und ihr, mein edler Ritter, ſaget mir,
wie ſeyd ihr auf dieſe Reiſe gekommen, daß ihr euer
Schwab, Geſchichten und Sagen, I. 3