Full text:

420 
ſiehe, als ſie mit ihrem neuen Pelz zur Kirche hinein 
rauſchte, war eben die Predigt aus, ſo daß Jedermann 
aufſtand. Die gute Frau aber legte dieſes ganz anders 
aus: ſie beredete ſich ſelbſt, weil ihr Mann Schuldheiß 
und ſie Frau Schuldheißin ſey, zudem weil ſie einen 
nagelneuen Pelz anhabe, ſo ſtehen die Nachbarn ihr 
und ihrem Kleide zu Ehren auf. Sie ſprach deßwegen 
ſo ſittig und tugendlich, als ſie es in der kurzen Zeit 
gelernt haben konnte, indem ſie ſich gar gnädig nach 
beiden Seiten mit Verneigung kehrte: „Liebe Nachbarn, 
ich bitte euch, wollet doch ſtille ſitzen; denn ich denke 
wohl noch an den Tag, wo ich ebenſo arm und zer— 
lumpt zur Kirche hineingegangen bin, wie ihr; darum 
ſo ſetzet euch doch wieder!“ Bald darauf kam auch der 
Herr Schuldheiß, welcher bis auf dieſen Augenblick an ſei⸗ 
nem Barette geſtriegelt hatte, in die Kirche hineingetreten, 
als er aber die andern Schildbürger alle die Kirche verlaſſen 
ſah, und nur ſeine Frau, die Schuldheißin, noch in 
Erwartung der Predigt in ihrem Stuhle ſitzen, nahm 
er ſie an dem Arm und führte ſie heim. 
Endlich war der Kaiſer auf dem Wege nach 
Schilda. Das wußten die Schildbürger und beriethen 
ſich auf's eifrigſte, wie ſie ihn würdig empfangen ſoll⸗ 
ten. Am Ende beſchloſſen ſie, dem Kaiſer zuvorzukom— 
men und das erſte Wort an ihn zu richten. Deßwegen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.