Full text:

409 
wahr, es biſſen ihn die Brenneſſeln auf die Zunge, 
daß er hätte ſchreien mögen; aber eben das machte ihn 
ausnehmend fröhlich, er rann, als wäre er ein rechter 
Narr, vor Schmerz und Freuden, auf und ab, und 
ſchrie mit heller Stimme: „Es iſt Leckerwerk; Lecker— 
werk iſt es!“ Darauf lief er recht eilig, damit ihm 
niemand das Botenbrod abgewänne, nach dem Flecken 
Schilda, und ſtürmte mit der großen Glocke, damit alle 
Schildbürger zuſammenkämen und die gute Mähr ver— 
nähmen. Als ſie verſammelt waren, zeigte er ihnen 
vor Freude zitternd an: „ſie ſollten fröhlich und guten 
Muthes ſeyn; das Kraut ſey ſchon ſo ſcharf, daß es 
ihn auf der Zunge gebiſſen habe: es ſey daraus ab— 
zunehmen, daß ein recht gutes Salz daraus werden 
werde.“ 
Dadurch veranlaßte er die Schildbürger, alle mit— 
einander auf den Acker zu gehen, den Schultheiß an 
der Spitze. Dieſer raufte ein Krautblatt heraus, reckte 
die Zunge und koſtete es; und ihm thaten es alle nach, 
und alle fanden es ſo, wie der Bote ihnen verkündet 
hatte. Sie waren ſehr froh, und jeder dachte ſich in 
ſeinem Sinne ſchon als einen mächtigen Salzherren. 
Und als endlich die Zeit der Erndte gekommen war, 
da kamen ſie herbei mit Roß und Wagen, um mit 
Sicheln das Salz abzuſchneiden und heimzuführen. Et— 
liche hatten gar ihre Dreſchflegel gerüſtet, um es gleich 
an Ort und Stelle auszudreſchen. Als ſie aber Hand 
anlegen und ihr gewachſenes Salz abſchneiden wollten, 
da war es ſo derb und hitzig, daß es ihnen alle die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.