Full text:

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geachtet kam das unvernünftige Vieh auf den wohl be— 
bauten und beſäeten Salzacker, und fraß nicht nur die 
herrliche Ausſaat von Salz, ſondern auch das, was 
noch hätte wachſen ſollen. Der Hüter, der dieſes ſah, 
wußte wohl, was ihm auferlegt ſey. Aber er verlor 
den Kopf, denn er war ein Schildbürger, und anſtatt 
das Vieh hinauszutreiben, lief er in die Stadt und 
meldete das Unheil dem Schuldheißen und Rath. Die— 
ſer ſah auch bald ein, daß dem Bannwart ſein Vogel— 
rohr gegen die vierfüßigen Thiere nichts helfen konnte; 
ſie faßten daher, nachdem ſie ſich lang die Köpfe zer— 
brochen hatten, den weiſen Beſchluß: ihrer Viere des 
edeln Rathes, vor denen die Thiere ſich vielleicht mehr 
als vor ſchlechten Leuten ſcheuen würden, ſollten den 
Bannwart auf eine geflochtene Truhe ſetzen, ihm eine 
lange Ruthe in die Hand geben, und ihn ſo auf dem 
Salzacker herum tragen, bis er das loſe Vieh heraus— 
getrieben hätte. Dieß geſchah, der Bannwart hielt ſei— 
nen Umzug, als wäre er der Pabſt zu Rom, und die 
vier Rathsherren wußten mit ihren breiten Füßen ſo 
ſubtil einherzugehen, daß durch ſie dem koſtbaren Acker 
kein allzugroßer Schaden widerfuhr. 
Wirklich blühte und zeitigte das Salzkraut nicht 
anders, als ob es Unkraut geweſen wäre, auf das eher 
ein fruchtbarer Regen fällt, ehe denn es verdirbt. Wie 
nun ein ehrlicher Schildbürger über den herrlich grünen— 
den Acker gieng, konnte er es nicht laſſen, ein weniges 
von ü Salzkraut auszuraufen und es, beſchei— 
den koſtend, an den Mund zu führen. Nun iſt es
	        
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