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Es ſey kein Zweifel, daß ſie dann ihr eigen Salz bekom—
men würden, und nicht andern zu Füßen fallen dürf—
ten, um Salz zu erhalten.“
Der Acker ward gepflügt und nach dem Beſchluſſe
Ihrer Wohlweiſen mit Salz beſäet. Sie ſelbſt und alle
Schildbürger waren in beſter Hoffnung, und zweifelten
nicht, Gott werde ſeinen Segen im Ueberfluß zu der
Arbeit geben, weil ſie Ja in ſeinem Namen geſäet hät—
ten; auch wäre ein ſolcher Gewinn, als ein Erdwucher,
nicht ſchändlich, ſondern von Jedermann gebilligt. In
dieſem Vertrauen ſtellten ſie auch Hüter und Bannwarte
auf, die, mit einem langen Vogelrohr in der Hand, die
Vögel ſchießen ſollten, wenn ſie etwa das ausgeſäete
Salz wie andern Saamen auffreſſen oder auflecken
wollten.
Es währte nicht lange, ſo fing der Acker an, aufs
allerſchönſte zu grünen und die frechſten Kräuter herauf
zu ſchicken. Die Schildbürger hatten eine unſägliche
Freude darüber und meinten, dießmal wäre ihnen die
Sache wohl gerathen. Sie giengen alle Tage hinaus,
zu ſehen, wie das Salz wüchſe; ja, ſie beredeten ſich
ſelbſt, ſie hörten das Salz wachſen, wie Jener das Gras.
Und je mehr es wuchs, deſto mehr wuchs in ihnen die
Hoffnung, und da war keiner unter ihnen, der nicht
im Geiſte ſchon ein ganzes Simri Salz gegeſſen hätte.
Deßwegen befahlen ſie den Bannwarten, wenn etwa eine
Kuh, ein Pferd, ein Schaaf oder eine Gais auf den
Salzacker ſich verirrte, ſo ſollten ſie dieſe Thiere auf
alle Weiſe und ohne Schonung fortjagen. Deſſen un—