gunde in der Hoffnung, daß er endlich ſeine gräßliche Dra⸗
chengeſtalt verlieren würde; dennoch graute ihr vor ihm,
wie vor dem Böſen ſelbſt, und hätte ſie ihm in Ewig—
keit nicht hold werden können. Der Drache aber erhob
ſich in ungeheurem Grimm, daß er ſeiner ſchönen Jung—
frau beraubt werden ſollte, die er nun über vier Jahre
ernährt hatte, und die er Winters mit ſeiner Hitze ſo
ſorglich erwärmte; denn alsdann legte er ſich von fern
in die Steinkluft, und hielt Wind, Froſt und Kälte
auf. Dieſen Platz verließ er nur, wenn er ihr Speiſe
zu holen hinausgieng. Kurz, er zeigte ſich in Allem
als ein zärtlicher Liebhaber und aufmerkſamer Bräutigam.
Daher er auch jetzt vor Zorn hätte ſterben mögen.
Siegfried konnte in der Höhle nun nicht länger
mehr verharren; er waffnete ſich auf's Beſte, nahm das
Schwerdt zu ſich, das ihm der Rieſe auf dem Drachen—
ſtein gezeigt hatte, und gieng damit den Drachenſtein
hinan. Als der Drache Siegfried gewahr wurde, griff
er ihn mit ſolcher Gewalt an, daß der Stein davon
erzitterte, als ob er zerfallen wollte. Siegfried wehrte
ſich ſo gut er immer mochte, doch konnte er es nicht
verhindern, daß ihm der Drache nicht mit ſeinen un—
geheuren Klauen den Schild aus der Hand riß. Zu—
dem verurſachte er eine ſolche Hitze, daß die ganze Fel—
ſenkluft wie eine Schmiedeſſe anzuſehen war, und dem
Ritter der Schweiß über den ganzen Leib floß. Bei
dem Toſen dieſes Kampfes machten ſich alle Zwerge
auf, tief in die Wälder zu fliehen, denn ſie fürchteten,
der Fels möchte einfallen, und ſie Alle zerſchmettern.