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verleihen wolle, damit ſie doch einmal von dem gräͤßlichen
Drachen erlöſet würde. Sie ſagte auch dem Ritter aus
dem Grunde ihres Herzens Dank, daß er ſo große Ge—
fahr um ihretwillen beſtanden und beſtehen wolle; end⸗
lich gelobte ſie ihm ewige Treue, wenn er ſie erret⸗
ten würde, wie denn dieß nicht mehr als billig war.
Da wurde Siegfried hoch erfreut, und hieß die Jung—
frau guten Muthes ſeyn; er werde, ſo Gott wolle, den
Drachen wohl beſtehen, oder ſein Leben für ſie laſſen.
Darauf ſagte der Rieſe Wolfgrambär zu Siegfried:
„Siehe da vor dich; dort in der ſteinernen Wand wirſt
du eine überaus ſchöne Klinge finden, die der berühm⸗
teſte Meiſter in der Welt mit Künſten zugerichtet hat;
auſſer ihr iſt keine zu finden, mit welcher der Drache
überwunden werden könnte.“ Siegfried, ſehr begierig,
griff gleich nach dem Schwerte, ohne ein Uebel zu be⸗
ſorgen. Da ſchlägt der treuloſe Bube, der nicht werth
iſt, daß man ihn nenne, dem edeln Siegfried eine tiefe
Wunde, ſo daß er kaum auf Einem Fuße in dem
Drachenſtein zu ſtehen vermochte. Doch ermannte er ſich,
und kehrte ſich dem Ungetreuen mit Ingrimm und Ent⸗
rüſtung zu. Nun fing von neuem ein ſolches Ringen
an, daß der Drachenſtein davon zitterte. Die Jungfrau
rang ihre Hände und raufte ihr goldenes Haar aus dem
Haupt; ſie ſchrie flehentlich zu Gott, daß er doch dem
Gerechten beiſtehen wolle! dem Ritter aber rief ſie zu:
„Du viel kühner Held! ſtreite männlich für dein Leben
und rette mich armes Mägdlein! Gedenke der großen
Arbeit, die du bereits um meinetwillen ausgeſtanden