nes hinabſtiegen, wurden ſie ſehr muͤde, zumal der Rie—
ſe, der wäre gern niedergeſeſſen, weil er ſeine Wunden
wohl empfand, aber Siegfried trieb ihn mit Gewalt
fort. Und jetzt endlich wurde der edle Ritter die Jung—
frau gewahr, und deſſen freute ſich ſein Herz. Auch
Florigunde brach vor Freuden in Thränen aus, als
ſie den tapfern Siegfried ſah, und ſprach: „Dieſen
Ritter habe ich öfters bei meinem Vater geſehen!“ Sie
hieß ihn willkommen, und wollte wiſſen, wie es ihrem
Vater, ihrer Mutter und ihren drei Brüdern zu Worms
gienge. Siegfried berichtete ihr mit wenigen Worten,
daß er ſie bei ſeiner Abreiſe vor vier Tagen alle in gu—
ter Geſundheit verlaſſen habe. Dann ſprach er: „Viel
tugendreiche Jungfrau! Laßt von eurem Trauern ab,
und ſchicket euch zur Reiſe an, denn unſeres Bleibens
wird hier nicht lange ſeyn.“ — „Ach mein edler Rit⸗
ter,“ ſprach die Jungfrau, „ich habe große Sorge um
euch; ihr werdet mich nicht ohne Streit von hinnen
bringen; und ich fürchte ſehr, ihr möchtet, ſo tapfer
ihr ſeyd, dem ungeheuren Drachen nicht Widerſtand lei—
ſten können, denn er iſt der leibhaftige Satan.“ — „Und
wenn er auch der Satan wäre,“ ſprach Siegfried, „tu⸗
gendſame Jungfrau, ſollte ich darum meine Arbeit und
Mühe umſonſt aufgewendet haben? Nein, entweder muß
ich euch erretten, oder will ich mein Leben verlieren. Helfet
mir Gott im Himmel mit Herz und Mund anrufen,
daß er mir Stärke verleihe l⸗
Die Jungfrau betete darauf von Herzen recht in—
niglich zu Gott, daß er dem Ritter Kraft und Stärke