— —— ———
20
Da ſchwur der Rieſe Wolfgrambär dem Ritter
Siegfried einen theuren Eid, er wolle ihm die Jung-—
frau gewinnen helfen. „So ſchwöre ich dir auch,“ ſagte
Siegfried, „dein Leben zu erhalten,“ verband dem Rie⸗
ſen ſeine Wunden und ſprach dabei: „Der Wunden hät⸗
teſt du wohl können überhoben ſeyn; denn mit dem,
was wir beide in unſerm Streit von Kräften aufge—
wendet haben, hätten wir die Jungfrau gewinnen kön⸗
nen! Nun aber ſage mir, Geſell,“ fuhr Siegfried wei—
ter fort, „wie kommen wir am füglichſten auf den Dra⸗
chenſtein “ — „Das will ich dir ſogleich ſagen, ant—
wortete der meineidige Rieſe, und wies den Ritter in
ein finſteres Thal, durch das ein wildes Bergwaſſer da⸗
hinfloß, deſſen Geräuſch und häßliches Geheul den Wie—
derhall zwiſchen dem Gebirge und dem Drachenſtein auf—⸗
weckte. Wie ſie nun einher gingen und Siegfried ſich
keines Uebels verſah, ſondern nur mit Verlangen auf
den Augenblick wartete, wo er der ſchönen Jungfrau
und des Drachens anſichtig werden ſollte, und daher in
tiefen Gedanken dahin ſchritt, da dachte der Rieſe bei
ſich ſelbſt: „Jetzt wird es Zeit ſeyn, deine Scharten
auszuwetzen!“ und gab dem edeln Ritter von hinten
einen ſo ungeheuren Schlag, daß er davon zur Erde
ſank und ihm das Blut aus Mund und Naſe floß, ſo
daß es auch einen Heiden hätte erbarmen mögen.
Nie hatte Siegfried einen ſo harten Streich von einer
Mannesfauſt bekommen, wie dieſer Schelm ihm einen
verſetzte. Und ohne Zweifel wäre er unter des Rieſen
Hand verloren geweſen, wenn nicht das Zwerglein Eg⸗
— — — — ——— — — — —