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ren, daß du dich nicht nach Jungfrauen gelüſten laſſen
ſollſte — „Du Schnarcher,“ ſprach Siegfried, „ich ſage
dir, hilf mir die Jungfrau gewinnen, oder ich will dir
zeigen wer ich bin, und was ich vermag!“ Damit ſchlu—
gen beide ſo grimmig aufeinander, daß das wilde Feuer
aus ihrem Helm und Schilde fuhr. Siegfrieden war
es nicht anders zu Muth, denn als ob er noch bei ſei⸗
nem Meiſter Schmid auf den Ambos ſchlüge, und es
fehlte wenig, ſo hatte er den Rieſen in die Erde hinein—
geſchlagen. Als er ihn nun zu Boden geworfen, ſo
ſchwang er ſich auf ſein Pferd, weil er ſonſt gegen ſei—
nen Feind zu klein war, und ſtach und ſchlug den Rie—
ſen bis auf den Tod, ſo daß er ſich auf dem Boden
ſtreckte und das Blut in Strömen von ihm floß.
Wie nun der Rieſe ſechzehen tiefe Wunden empfan⸗
gen hatte, da begann er um ſein Leben zu bitten, und
mußte dem kühnen Ritter wider ſeinen Willen den Preis
geben. Daher ſprach er: „Du magſt wohl mit allen
Ehren den Ritternamen führen; denn du biſt ein klei—
ner Mann, und gegen mich für ein Kind zu rechnen,
und gleichwohl haſt du mich überwunden! Wenn du mir
aber mein Leben ſchenken wirſt, ſo will ich dir alle
meine Rüſtung und mich ſelbſt zum Pfand meiner
Treue übergeben!“ Da ſprach Siegfried: „Ja, es ſoll
dir gewaͤhrt ſeyn, daferne du mir die Jungfrau Flori—
gunde vom Drachenſtein gewinnen helfen willſt!