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nach dem Drachenſtein zeigen möchte. Darüuͤber erſchrack
der König Egwald ſehr, und ſagte zu ihm: „Wolle doch
ſolches nicht begehren; denn es wohnt dort ein entſetz⸗
licher Drache, der hält eine ſchöne Jungfrau, eines
Königs Tochter, gefangen, welche kein Menſch erlöſen
kann! Ihr Vater heißt Gilbald, und die Jungfrau
Florigunde.“ So erſchrocken der Zwerg war, ſo froh
ward Siegfried uͤber ſeine Worte. „Es genügt mir,
ſprach er, und nun bedarf es weiter nichts, als daß
ich die ſchöne Jungfrau von dem Drachen errette.) Als
der König vernahm, daß Siegfried von ſeinem Vorha⸗
ben nicht laſſen wolle, entſetzte er ſich, und bat ihn
dringend, nicht das furchtbare Wagſtück zu unterneh—
men, ſondern ungefährdet von hinnen zu ſcheiden. Da
ſtieß Siegfried ſein Schwert in die Erde und ſchwur
einen dreifachen Eid: er wolle nicht von dannen weichen,
er habe denn die ſchöne Jungfrau erlöſet. „Und wenn
du noch drei Eide ſchwöreſt, ſagte der Zwerg, ſo iſt
doch Alles vergebens; dein Leben iſt verloren, wenn du
dich nicht von hinnen begiebſt!,“ Siegfried aber ſprach:
„Ach, lieber Koͤnig Egwald, das geſchieht nimmermehr;
und anſtatt mich abzuſchrecken, ſollteſt du mir viel lie—
ber die Jungfrau erretten helfen! Aber das Zwerg⸗
lein fürchtete ſich ſehr vor dem Abentheuer, und dachte
darauf, wie es entfliehen möchte. Da ergriff Siegfried
den Kleinen bei den Haaren, und ſchmiß ihn an eine
Felswand, daß ihm ſeine ſchöne Krone in Stücken brach.
Jetzt ſprach der Zwerg mit Flehen: „Lieber Ritter Sieg⸗
fried, ſtille deinen Zorn und ſchone meines Lebens; ich: