Full text:

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jetzt kannſt du wie ein anderer Ritter hingehen, wohin 
dich gelüſtet.“ So begab er ſich denn an den Hof ei⸗ 
nes weitberühmten Königes, der hieß Gilbald, und hielt 
Hof zu Worms am Rheine. Dieſer König hatte drei 
Söhne und eine überaus ſchöne Tochter, mit Namen 
Florigunde. Nun begab es ſich einmal an einem heißen 
Mittage, daß die Jungfrau ſich an ein Fenſter ſtellte, 
um friſche Luft zu ſchöpfen. Da kam ein ungeheurer 
Drache herangeflogen, der verbreitete einen ſolchen 
Flammenſchein, daß es nicht anders ausſah, denn als 
ob die Burg in Feuer ſtände. Dieſer faßte die ſchöne 
Jungfrau, und führte ſie mit ſich in die Luft, hoch 
über das nahe Gebirge hinweg, daß man ſeinen Schat— 
ten eine halbe Stunde lang auf den Bergen ſehen konnte. 
Der Vater und die Mutter der Jungfrau vergiengen in 
Aengſten; die Mutter weinte Tag und Nacht, bis ihre 
Augen blöde wurden. Derweil hatte das Ungeheuer die 
Jungfrau auf den Drachenſtein gebracht, und da er vyn 
dem Flug müde war, ſo legte er ſein Haupt in ihren 
Schooß, und entſchlief. Er fing an zu ſchnarchen, und 
über ſeinem Athemholen erzitterte der Drachenſtein. Da 
könnet ihr denken, wie der Jungfrau zu Muthe ſeyn 
mußte, die nichts anders vor ſich ſah, als von dieſem 
Ungethüm zerriſſen zu werden, oder, da ſie aller Wege 
in dieſem Gebirge unkundig war, bei dem ſcheuslichen 
Drachen hauſen zu müſſen. 
Inzwiſchen kam das Feſt der Oſtern heran und an 
dem heiligen Oſtertage verwandelte ſich der Drache in 
eine gewaltige Menſchengeſtalt. Die Jungfrau wußte
	        
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