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werby hielt die ängſtlichſte Wache über das böſe Wetter.
Als aber mein Vater ihr die Benutzung unſerer nur ſel—
ten gebrauchten, rumpelnden Familienkutſche zugeſagt, auch
der menſchenfreundliche Lindores ſich erboten hatte, ihr
bis zum Thore der Priory ſicheres Geleite zu geben, ward
ſie ruhiger. An einem Abend fiel der Schnee unaufhör—
lich, und zu unſern Ohren kamen üble Gerüchte von ver⸗
irrten Reiſenden und manchem umgekommenen Stück Vieh.
Man denke ſich alſo unſere Beſtürzung, als zu einer ziem⸗
lich ſpäten Stunde, da ſchon die Abendſchatten ſich um
die ſo traurig verſchneiete Landſchaft lagerten, wir die
Nachricht erhielten: Fräulein Beatrix ſei in ihrem Zim⸗
mer, wohin ſie ſich oft für mehrere Stunden zurückzog,
geſucht und nicht gefunden worden. Die Leute im Hauſe
ſagten, ſie habe noch früh am Nachmittage ihren muthi—
gen Nep beſtiegen und, nur von Neptun begleitet, das
Thal verlaſſen; einige zurückkehrende Arbeiter hatten ſie
an Donniwell-Church, einem einſam am Rande eines
Moores gelegenen alten Gebäude, vorüber und geraden
Weges nach der Priory galopiren ſehen. Doch dieſe
Begegnung war ſchon mehrere Stunden her. Das ganze
Haus gerieth in Beſtürzung und Unruhe, denn Alle lieb—
ten die Vermißte trotz ihrer unartigen Neckereien; hatte
ſie doch ein offenes Herz und eine freigebige Hand! Nur
ihre Zunge, dies widerſpenſtige Ding, ſpielte dem leicht—
ſinnigen Mädchen manchen böſen Streich. — Oberſt