Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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„obgleich ich,“ ſetzte er etwas ernſter hinzu, „es nicht 
billige, wenn junge Damen Wetten eingehen.“ Hier 
nahm nun die Gekränkte das Wort, und ihre Augen 
füllten ſich mit Thränen, indem ſie ſagte: „Lindores, 
mein theurer Vetter, Sie können ganz ſicher des Fräu— 
leins Herausforderung annehmen, denn jetzt iſt es mir 
völlig klar, daß Lady Anna ihre alte Gouvernante ganz 
vergeſſen hat. Ich habe mich nun in dieſe Gewißheit 
ergeben, obgleich ſie ſehr kränkend iſt, wenn man die 
frühere Anhänglichkeit bedenkt.“ — — Und während 
nun der liebenswürdige Lindores ſich bemühete, der ver— 
wundeten Eitelkeit ſeiner alten ſchwachen Couſine einen 
lindernden Balſam aufzulegen, ſchmeichelte er ihr doch 
darum nicht mit falſchen Hoffnungen, ſondern ſchob die 
Schuld der anſcheinenden Vernachläſſigung auf die durch 
den Umzng nach der Priory natürlich gehäuften Geſchäfte, 
ſo wie auf die zahlreichen Verbindungen der Lady, welche 
ihre Zeit ſehr in Anſpruch nehmen mußten. Die gut— 
müthige, leichtgläubige Seele horchte begierig ſeinen ſanft 
überredenden Worten und fühlte ſich etwas getröſtet. — — 
Wie groß war unſer Erſtaunen, als ungefähr acht Tage 
nach der kleinen Epiſode mit der Wette ein Brief mit dem 
Poſtzeichen der nächſten Stadt und der Adreſſe des Fräu— 
leins Sowerby eintraf, und dieſe Anfangs in einen Zu— 
ſtand gänzlicher Verwirrung und darnach in das höchſte 
Entzücken verſetzte: ſie ſchien ganz in Wonne aufgelöſt,
	        
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