IIIe
32
„obgleich ich,“ ſetzte er etwas ernſter hinzu, „es nicht
billige, wenn junge Damen Wetten eingehen.“ Hier
nahm nun die Gekränkte das Wort, und ihre Augen
füllten ſich mit Thränen, indem ſie ſagte: „Lindores,
mein theurer Vetter, Sie können ganz ſicher des Fräu—
leins Herausforderung annehmen, denn jetzt iſt es mir
völlig klar, daß Lady Anna ihre alte Gouvernante ganz
vergeſſen hat. Ich habe mich nun in dieſe Gewißheit
ergeben, obgleich ſie ſehr kränkend iſt, wenn man die
frühere Anhänglichkeit bedenkt.“ — — Und während
nun der liebenswürdige Lindores ſich bemühete, der ver—
wundeten Eitelkeit ſeiner alten ſchwachen Couſine einen
lindernden Balſam aufzulegen, ſchmeichelte er ihr doch
darum nicht mit falſchen Hoffnungen, ſondern ſchob die
Schuld der anſcheinenden Vernachläſſigung auf die durch
den Umzng nach der Priory natürlich gehäuften Geſchäfte,
ſo wie auf die zahlreichen Verbindungen der Lady, welche
ihre Zeit ſehr in Anſpruch nehmen mußten. Die gut—
müthige, leichtgläubige Seele horchte begierig ſeinen ſanft
überredenden Worten und fühlte ſich etwas getröſtet. — —
Wie groß war unſer Erſtaunen, als ungefähr acht Tage
nach der kleinen Epiſode mit der Wette ein Brief mit dem
Poſtzeichen der nächſten Stadt und der Adreſſe des Fräu—
leins Sowerby eintraf, und dieſe Anfangs in einen Zu—
ſtand gänzlicher Verwirrung und darnach in das höchſte
Entzücken verſetzte: ſie ſchien ganz in Wonne aufgelöſt,