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folgen, von der feinſten Arbeit bis zum prachtvoll ausge—
führten Teppiche zur Meiſterſchaft gebracht. Aus der Unter—
haltung dieſer alten Dame hätte man den Schluß ziehen
können, Fräulein Sowerby habe mit Perſonen vom hohen
Adel auf dem vertrauteſten Fuße geſtanden, denn uner—
ſchöpflich war ihr Schatz von Aneedoten und geheimen
Geſchichten aus dieſen Kreiſen. — — Wir Alle, ihre
ſchwache Seite kennend, hatten Nachſicht mit dieſer Eigen—
thümlichkeit, denn ſie war das gutherzigſte, einfachſte Ge—
ſchöpf von der Welt und empfand es ſchmerzlich, wenn man
ſie lächerlich zu machen ſuchte, oder auch nur verachläſſigte.
Unter ihren frühern Zöglingen nannte ſie auch die Töch—
ter eines Grafen, von denen die jüngere ſich mit einem
gewiſſen Herrn Tyrconnel vermählt hatte. Der Ruf
ſprach von den ausgezeichneten Talenten, und mehr als
gewöhnlichen Reizen dieſer Dame, und dieſe war nun das
Lieblingsthema in Fräulein Sowerby's Leben. Alles
drehete ſich bei ihr um das, was Lady Anna Tyrconnel
als Kind geſagt oder gethan hatte; und obgleich nun ſchon
Jahre dahingegangen waren, ſeit dieſes Kind Jungfrau
und Gattin ward, hielt ſich doch das arme Fräulein So—
werby feſt überzeugt, ihr Andenken ſei von der hochge—
bornen, gnädigen Frau dankbarlichſt aufbewahrt, mochte
auch die Thatſache: daß Lady Anna in einer ſo langen
Zeit nicht ein Mal einen Beweis dieſes Gedächtniſſes ge—
geben hatte, ſehr gegen eine ſolche Ueberzeugung ſprechen.