Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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welcher über unſre lebhafte leichtſinnige Couſine einige 
Gewalt hatte, dieſe aber nie zu üben ſchien, indem er nur 
durch ſanfte Ueberredungsgabe und feinen Spott auf ihre 
meiſten Handlungen nicht geringen Einfluß erlangte. — 
Dieſer Einzige war Oberſt Lindores, unſer älteſter Halb⸗ 
bruder von mütterlicher Seite, der nach einem mehrjäh— 
rigen Aufenthalte in Indien daher zurückgekehrt war, um 
ſeine übrige Lebenszeit im Geburtslande zuzubringen und 
nun uns, ſeiner Familie, einen längern Beſuch machte. 
Dieſe Familie beſtand aus unſerm Vater — die Mutter 
ruhete ſeit Jahren im Grabe — mehrern Brüdern, einer 
ganzen Reihe von Schweſtern und dem Fräulein So— 
werby, einer ſchon etwas bejahrten Couſine, die ſchon drei⸗ 
mal von Verwandten zu Verwandten umgezogen, endlich 
bei uns zur Ruhe gekommen war. Sie hatte ihre beſſere 
Zeit als Gouvernante in adeligen Häuſern verlebt; wäre 
aber im Alter arm und hülflos in die Welt hinausgeſto— 
ßen worden, hätte nicht unſer menſchenfreundlicher Vater 
ihr die Hand des Willkommens und Schutzes gereicht. 
Sie war das vollkommenſte Muſter einer ſteifen Gou⸗ 
vernante aus früherer Zeit, voll veralteter Manieren und 
unſchädlicher Eigenheiten; verlangte aber von allen jun⸗ 
gen Perſonen unbegrenzte Achtung und Ehrerbietigkeit. 
Worin ſie ihre Zöglinge unterrichtet haben mochte, konn⸗ 
ten wir nie entdecken, wenn es nicht etwa Stickerei war; 
denn in dieſer hatte ſie es nach allen Arten und Stufen⸗
	        
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