Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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gelang aber nicht. Zwar hatte er einen Louisd'or, den 
ihm aber ſeine Braut gegeben hatte, damit er nach Hauſe 
reiſen könnte, und, feſt entſchloſſen: ihr Wort zu halten, 
ließ er ſich ihn nicht ablocken. Gern hätte ich ihm auch 
den letzten Heller abgenommen, denn ſchon lange“ — hier 
knirſchte der Unglückliche mit den Zähnen — „ja lange 
ſchon hatte ich einen Groll auf ihn! Doch“, ſetzte er gleich— 
gültig hinzu, „nun iſt Alles aus und vorbei. Ich gehe 
zum Galgen, das iſt klar genug, und vor dem Abmarſche 
wollte ich noch Etwas für Lucie thun.“ — — „Womit 
war denn“, fragte der Richter, „der Angeklagte euch zu 
nahe getreten?““ — Da Giraud mit der Antwort zögerte, 
trat Frau Delmont vor und ſagte: „Ich kann es Ihnen 
ſagen, Herr. Er ſelbſt wollte meine Tochter haben, und 
ich,“ ſetzte ſie im Tone tiefer Selbſtanklage hinzu, „hätte 
— weil ich ihn für reich hielt — das arme Ding faſt 
zur Einwilligung gezwungen.“ — — Noch denſelben 
Abend ſaßen Frau Delmont, Andreas und Lucie im Stüb— 
chen beiſammen, ſprachen über die Auftritte der letzten 
Tage und überlegte, wie ſie am beſten ihre gemeinſchaft— 
liche Rückkehr ins Vaterland bewerkſtelligen könnten: als 
ſie durch ein leiſes Klopfen an der Thür unterbrochen wur— 
den, worauf der alte Herr Lagnier eintrat. Er ſchien 
verlegen und bewegt zugleich. Mit Gewalt ſeine innere 
Rührung zurückdrängend, ſchob er ein Päcktchen in Luciens 
Hand und ſprach: „Hier, liebes Kind, ich gab Dir nicht
	        
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