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Hülfe anſprechen würde, ſie erbot ſich von ſelbſt dazu.
Doch ungeachtet aller nur möglichen Aufmerkſamkeit und
der zärtlichſten Pflege, ſtarben die beiden Jüngſten, ein
Knabe und ein Mädchen, zu dem unausſprechlichen Kummer
des Vaters, der die Kinder ſo innig liebte, nicht um ihrer
ſelbſt willen, ſondern auch als heilige Vermächtniſſe ſeiner
theuren Magarethe. Paul allein genas. Als er ſchon
in der Beſſerung war, doch noch zu Bette lag, ſagte er
eines Tages zu Fanchon, an der er nun leidenſchaftlich
hing: „Höre, Fanchon, Du mußt mir Etwas verſprechen,
willſt Du?“ — „Ja, mein Herzchen, das will ich, wenn
ich es kann.“ — „O ja, Du kannſt es ſehr gut, ſag' nur,
daß Du willſt.“ — „Nun, ſo laß hören, was es iſt.“
— „Verſprich mir, daß Du meine Mama ſein willſt.“
„Unſinn!“ ſagte Fanchon erglühend, indem ſie aufſprang,
denn Mutter Anna war in der Stube. „Lege Dich hin,
Paulchen,“ fuhr ſie begütigend fort, „ich will Dich zudecken
und Dir Deine Suppe holen.“ — „Nein, das thue
ich nicht,“ ſagte Paul, „ich lege mich nicht eher wieder hin,
als bis Du mir verſprichſt, meine Mama zu werden,‚“
und dabei faßte er ihre Schürze und hielt ſie feſt. —
„Ei, ei, Paulchen,“ ſagte Fanchon ungeduldig, „laß mich
los.“ — Aber Paul ließ nicht los. „Als Vater Dich
in der Nacht, da wir im Walde waren, bat, meine Mama
zu werden, da dachteſt Du, ich ſchliefe, aber ich ſchlief
nicht, und als wir des Morgens ohne Dich nach Hauſe
gingen, da verſprach er mir, ich ſollte nie eine andre