Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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wohl heirathen wollte!“ — „Das käme denn doch noch 
darauf an. Haſt Du noch nie an einen Mann gedacht?“ 
— „O, niemals! Ich werde auch nicht eher heirathen, 
als bis ich hundert Thaler zur Einrichtung der Wirth— 
ſchaft zuſammen habe.“ — „Dazu wirſt Du aber noch 
manches Jahr ſparen müſſen, indem Du Deiner alten 
Mutter etwas von Deinem Lohne abgiebſt.“ — „Je 
nun, das verſteht ſich, aber ich kann ja warten. Und 
können denn nicht ledigloſe Leute eben ſo ſelig ſterben 
und eben ſo ſchnell in den Himmel kommen, als die ver— 
heiratheten?“ — „Wahr iſt's,“ ſagte Michel gedankenvoll, 
„aber beſſer iſt's doch, zu heirathen.“ Hier verfiel er 
wieder in Nachſinnen, woraus er indeſſen bald erwachte, 
indem er verſicherte, daß ihn entſetzlich hungere, und zu— 
gleich die wichtige Bemerkung machte, daß ja gar nichts 
zu eſſen da ſei. — „Ganz ſo ſchlimm iſt's denn doch noch 
nicht,“ ſagte Fanchon. „Als wir durch den Wald ritten, 
pflückte ich die Kaſtanien, die mir ins Geſicht baumelten, 
und als ich das Feuer angemacht hatte, ſetzte ich ſie an 
die Aſche. Sie müſſen nun bald gut ſein; und habt 
Ihr daran nicht genug, ſo könnt Ihr ja nur Einen von 
den für Eure künftige Braut beſtimmten Vögeln heraus 
nehmen; ich weide ihn aus, pflücke ihn und röſte ihn 
Euch zwiſchen zwei heißen Steinen, wie wir es mit den 
Lerchen machten, die wir am Hügel fingen, wo ich die 
Schafe hütete.“ — „Was ich doch für ein Eſel bin!
	        
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