die Schafe an den Hügeln hüten mußte. Da wär's mir
wahrhaftig ſchlecht ergangen, hätte ich nicht gewußt, ein
Feuer anzumachen!“ — „Was Du von der guten Laune
ſagſt, iſt wahr genug; allein, wie kann man's helfen, wenn
Alles ſo widerwärtig geht?“ — „Bedenkt nur immer,
daß Alles noch viel verkehrter geht, wenn man erſt ver—
drießlich wird, und Einem der Kopf nicht mehr recht
ſteht. Meine Mutter und ich ſind oft recht übel daran
geweſen, haben aber immer Muth behalten, bis es heute
zum Abſchiede ging. Doch Eure Mutter hat geſagt, ſie
nähme mich vielleicht nächſtes Jahr in Dienſt, wenn ich
in Grandpré gut zugelernt wäre. Und ſo will ich auch
nun den Kopf oben halten, und in der Hoffnung leben,
übers Jahr meine liebe Heimath wiederzuſehen.“
„Ich wollte, meine Mutter hätte Dich gleich in Dienſt
genommen, anſtatt mich auf die Jagd nach einem Weibe
auszuſchicken. Du hätteſt mir ſo gut, wie irgend Eine,
für die Kinder geſorgt.“ — Als Michel nun ſo, mit den
Knien am Feuer, Fanchon gegenüber ſaß, und der Schein
auf ihr Geſicht fiel, machte er zum erſten Mal in ſeinem
Leben — denn er hatte die Kleine ſchon oft geſehen —
die Entdeckung, daß ſie ein recht hübſches Mädchen ſei.
„Wie alt biſt Du, Fanchon?“ fragte er. — „Schon
achtzehn, aber ich bin ſo klein geblieben, daß kein Menſch
es glauben will.“ — „Da biſt Du ja alt genug zum
heirathen.“ — „Ha, ha!“ lachte Fanchon, „wer mich