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kommt unſer Thier an?“ fragte ſie. — „Da muß etwas
Lebendiges im Buſche ſein,“ antwortete Michel, „vielleicht
ein Lamm, das ſich von der Heerde verlaufen hat.“ —
„Es iſt ein zweibeiniges Lämmchen,“ ſagte Fanchon lachend.
„Gewiß und wahrhaftig, da liegt unſer Paulchen feſt
eingeſchlafen!“ — „Bei Gott, er iſt's!“ rief der Vater,
ſchnell vom Pferde ſpringend. „Mein Kind hier allein,
ſo weit vom Hauſe!“ — „Bei dieſem lauten Ausrufe
ſchlug der Knabe die Augen auf und ſtarrte erſchrocken
um ſich. Da ſein Vater am Morgen ſeinem Verlangen,
mit nach Grandpré zu kommen, nicht hatte willfahren
wollen, war er Mittags ſchon vom Tiſche weggelaufen,
in der Abſicht, an der Landſtraße zu lauern, bis ſein
Vater vorbei kommen würde, und ſo ſeinen Willen durch—
zuſetzen. „Denn,“ dachte er, „bin ich nur erſt weit von
Haus, wird Vater mich ſchon mitnehmen müſſen.“ Doch
bald müde vom Laufen, ſetzte er ſich, um auszuruhen,
und ſchlief ein. Nun, plötzlich aufgeſchreckt, konnte er
ſich nicht beſinnen, wie er dahin gekommen ſei. Der
Vater war böſe, denn: ſollte er das Kind allein da laſſen,
daß es den weiten Weg nach Hauſe zurück machte? Und
ungern nahm er es mit nach Grandpre. Während nun
der Vater ſchalt, weinte Paul. Da legte Fanchon ſich
ins Mittel, trat auf des Kleinen Seite, der, ſo unter—
ſtützt, den Sieg davon trug. Michel nahm ihn vor ſich
auf den Sattel, und ſie trabten weiter. Paul hatte,