Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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Herz ſo voll und ſchwer, die zu verlaſſen, welche wir 
lieben, ſollte es auch nur auf kurze Zeit ſein: denn man 
iſt doch nie ſicher, ſie wieder zu ſehen. Wer hätte denken 
ſollen, als ich vor zwei Jahren meine arme Magarethe 
verließ, um nur auf zwei Tage nach Ronen zu reiſen, 
daß ſie bei meiner Rückkehr ſchon im Sterben ſein würde! 
Dabei fällt mir ein, daß ich meinen kleinen Paul nicht 
geſehen habe, als ich wegritt. Wo in aller Welt mag 
der kleine Schelm geſteckt haben?“ — „Ich ſah ihn — 
eine Stunde mag's wohl her ſein — über die Landſtraße 
laufen, und da dachte ich, Ihr würdet ihn wohl ausge— 
ſchickt haben.“ — „Nein, ich nicht; doch vielleicht that's 
die Mutter, damit er aus dem Wege ſein ſollte, wenn 
die Reiſe vor ſich ginge: denn der Kleine war ganz traurig, 
daß ich ihn nicht mit nach Grandpreé nehmen wollte.“ — 
„Ei, und warum denn nicht? Das liebe Kind iſt keine Laſt, 
und die Stute hätte uns alle Drei recht gut tragen können. 
Gern wäre ich auch ein gutes Stück Weges nebenher ge— 
gangen, um nur meinen kleinen Liebling bei uns zu haben.“ 
— „Ich wollte ihn auch mitnehmen, aber mein Vater 
ſagte, es würde ſich nicht ſchicken, mit einem Kinde beladen 
auf die Brautſchau auszugehen. Doch ich ſpreche da 
von Dingen, die Dir unbekannt ſind.“ — „Nehmt's 
nicht für ungut,“ ſagte Fanchon, „ich weiß ſchon Alles. 
Ihr wollt die reiche Pachterstochter heirathen, zu der ich 
in Dienſt gehe.“ — „Da weißt Du wirklich ſchon mehr,
	        
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