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muthwillige Mädchen plötzlich einen ſolchen Ausdruck von
Ernſthaftigkeit an, daß der einfach alte Mann ganz irre
an ihr ward. — — „Sehen Sie, Fräulein,“ fuhr er eifrig
fort, „ſchon ſeit langer Zeit habe ich ernſtlich überlegt,
was für Ihren Kopf das Beſte ſein würde. Augenſchein—
lich haben meine ſonſt überall wirkſamen Pommaden nur
auf Ihr Haar keinen Einfluß: es iſt und bleibt dünne.
Woran es liegen mag, kann ich nicht ergründen, aber
ſehr ſeltſam iſt es und mir ſo noch nie begegnet. Möch—
ten das Fräulein ſich nicht entſchließen, einen kleinen Zu⸗
ſatz von falſchem Haar zu tragen?“ fragte er etwas ängſt⸗
lich. — — „Ich thäte es wirklich ungern,“ erwiderte Adele
lebhaft; „außerdem haben Sie, lieber Herr Lagnier, mir
oft geſagt, in ganz Paris würde kein Haar völlig dem
meinigen gleich zu finden ſein.“ — — „Und doch iſt es
mir endlich gelungen!“ rief er frohlockend aus, zog zu⸗
gleich mit triumphirender Miene aus ſeiner Taſche ein
Päcktchen und enthüllte daraus eine ſorgfältig eingewickelte
Locke des reichſten glänzenden blonden Haares, die er dem
Fräulein entgegen hielt. ——„Oh wie ſchön!“ rief Adele
unwillkürlich aus. „Ach, Herr Lagnier, das iſt weit
ſchöner, weit glänzender, als meines!“ — — „Der Un⸗
terſchied,“ verſetzte der kunſtverſtändige Alte, „iſt in der
That nur ſehr gering und müßte ganz verſchwinden, wenn
Beides zuſammen geflochten würde. Ich bitte, Fräulein,
erlauben Sie mir, Ihnen zu zeigen, wie es ſich ausneh—
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