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fäliſchen Frieden ihm ein Stück vom Leibe geriſſen und mit Schaden⸗
freude dazu beigetragen habt, daß das Reich aus den Fugen ging;
die ihr mit eurem flittergoldenen Seitalter des XIV. Ludwig
unſern Fürſten die Augen verblendet und unſer Volk vergiftet
habt, ſodaß es ſeines nationalen Bewußtſeins vergaß und in
elender Nachahmung franzöſiſcher Unſitten erbärmlich hinſiechte.
Aber es muß anders werden — noch lebt die deutſche Kraft, und
ihr habt ſie geſpürt bei Roßbach und werdet ſie wieder ſpüren,
verlaßt euch darauf.“
Wieder lachte der Franzoſe ſpöttiſch.
„Deutſche Kraftd — Daran glaubt kein Menſch! Wo ſoll ſie
denn ſitzen?“
„Bier!“ rief Seume und ſchlug an die Bruſt — „in dem
deutſchen Herzen ſitzt ſie, aber das deutſche Rerz mit ſeiner Ehr⸗
lichkeit, Heradheit und Treue iſt ein Ding, das ihr freilich nicht
Eennt..
„Das wohl überhaupt erſt entdeckt werden muß!“ höhnte der
Franzoſe.
Seume ſprang auf mit blitzenden Augen.
„Nehmt Euch in acht, HBerr Franzoſe ... Ihr könntet deutſches
Weſen früher entdecken, als Euch lieb iſt!“
„Oho — was heißt das? — Meint Ihr, ich fürchte mich
vor Euern Reden? Euersgleichen ſpieße ich drei auf einen Hahn⸗
ſtocher“
Seume griff unwillkürlich nach ſeiner Waffe, aber dieſe hatte
man ihm, ſowie den anderen abgenommen, da aber der Franzoſe
wieder ſpöttiſch auflachte, warf er ſich auf ihn und packte ihn ſo
kraftvoll an der Nehle, daß Dechard hintaumelte. Da erſchien
ein Offizier, hochgewachſen, grauhaarig — es war der Oberſt
Batzfeld, der den Transport befehligte.
„Was bedeutet dasd — Auseinander!“ rief er gebieteriſch.
Seume ließ ſeinen Gegner los und trat vor den Offizier:
„Er hat über uns Deutſche geſpottet, Herr Oberſt!“
„Nicht ſchön von ihm, aber im übrigen ſeid ihr alle jetzt
engliſche Soldaten!“
„Dem Rocke nach, nicht dem Berzen!“ ſagte unmutig Seume,
und Ratzfeld ſah ihn mit einem ſeltſamen Blicke an.
Ohorn, Not. 3