Full text: Aus Tagen deutscher Not

Rechts und links zieht eine wilde Horde 
mehr noch mit Serſtörung als mit Morde, 
Die mit Spott das Aehrenfeld zertritt. 
Jedes Rechtes blutige Verächter 
Geben ſie zur Antwort Hohngelächter, 
wo ſie kommen, kommt das Laſter mit. 
Unſre Srucht verzehren fremde Troſſe, 
Unſre Gaue mähen fremde Roſſe, 
Eine fremde Sprache zügelt uns; 
Sremde Schergen treiben unſre Jugend, 
Und mit tiefer, ſtummer Eſelstugend 
Sördert's links und rechts der edle Duns. 
Offen ſtehn dem Untergang die Türen, 
Und wir prunken mit den Rrebsgeſchwüren, 
Die ein Rachegeiſt uns zürnend ſchlug. 
Unſfre Werke ſind nur völkerfrohnen, 
Und wir ſind ein Spott der Nationen, 
Raum zu Satelliten gut genug. 
Haß und Spaltung herrſcht in unſern Stämmen, 
Einheit nur kann das Verderben hemmen, 
Und die Einheit flieh'n wir wie die peſt. 
Eh' man öffentlich, was recht iſt, ehret, 
Jauchzet man, wenn Gau den Gau verheeret, 
Und die Volksſchmach wird zum Sreudenfeſt. 
Gleich den Toren, die nach Schande dürſten, 
Blicken in die Wette unſre Sürſten, 
Stolz auf Rnechtſchaft, hin in⸗ fremde Land 
Rriechen dort in dem RKlientenheere, 
Haſchen gierig nach Satrapenehre, 
wo man ihnen ihre Seſſeln wand. .. 
Blicke, Genius des Vaterlandes, 
Mit dem Licht gemeineren Verſtandes 
Auf die Hohen und das Volk herab, 
Daß wir Einheit, Sreiheit, Recht erwerben, 
Oder alle die Geſchwächten ſterben, 
Und die Weltgeſchichte gräbt das Grab!“ 
Ciefergriffen ſank Seume in ſeinen Stuhl zurück, und während 
wilhelm den rollenden Tränen nicht wehrte, ließ ſich Guſtav 
an der Seite des Dichters erſchüttert auf das Änie nieder und 
faßte deſſen Hand:
	        
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