gütigend und beruhigend auf Herrn Wallat ein. Dann verabſchiedete
er ſich und ſetzte mit Klein-Lottchen ſeinen Weg weiter fort.
Als ſie am Putzgeſchäft des Fräulein Schöneberg vorüberkamen,
ſtellte das Fräulein gerade einen Hut in das Schaufenſter.
„Fräulein Schöneberg, liebes Fräulein Schöneberg!“ rief Klein⸗
Lottchen und trommelte dazu mit den Händen gegen die große Schau—
fenſterſcheibe. „Ich bin auf dem Wege zu Fräulein Weller. Groß⸗;
väterchen will ſehen, ob dort für mich ein Platz frei iſt, denn ich
ſoll nach dem Oſterfeſt in die Schule.“
Das kleine, zierliche, dunkelhaarige Fräulein Schöneberg ſchlug
vor Verwunderung die geſchickten Hände zuſammen, die ſo wunder⸗
volle Schleifen und Rüſchen zu falten verſtanden.
„Nicht möglich!“ ſtieß ſie überraſcht hervor.
Und dann nickte ſie freundlich und verſchwand; denn im Laden
war eine Dame zu bedienen, die einen Frühjahrshut kaufen wollte.
Der Großvater und Klein-Lottchen ſetzten ſich abermals in Be—
wegung.
Als ſie an der kleinen, ſchmucken Kirche vorüberkamen, ſagte
Klein⸗Lottchen, den Großvater am Aermel zupfend:
„Ich weiß noch ſehr wohl, Großväterchen, wer dieſe hübſche
Kirche erbaut hat. Du biſt es geweſen. Das erzählteſt du mir, als
ich ſie zum erſten Male ſah. Und auch noch viele andere Gebäude
haſt du aufgeführt; denn du biſt ein Baumeiſter. Doch jetzt bauſt
du nichts mehr. Du fühlſt dich zu alt dazu. Nur wenn ich einmal
ein Haus brauchen ſollte, willſt du noch einmal tätig ſein. Das
haſt du mir verſprochen, Großväterchen. Weißt du noch?“
„Du ſorgſt ſchon dafür, daß ich es nicht vergeſſe,“ erwiderte der
Großvater; dann bogen ſie in eine ſchmale Querſtraße ein und ſtan⸗
den gleich darauf vor dem kleinen Hauſe, in dem ſich Fräulein
Wellers Schule befand.
Der Großvater warf noch einen letzten, prüfenden Blick auf
ſeinen Schützling, ſtrich mit der Hand glättend über das rote Jäckchen,
rückte an dem breitrandigen Hute, zog an den langen ſchwarzen
Strümpfen und klopfte dann ſacht an die Tür.
„Herein!“ erklang es von innen.
„Großväterchen!“ flüſterte Klein⸗Lottchen zaghaft, der jetzt doch