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Als wir am 15. Auguſt Witebsk verließen, waren noch zwei Tonnen
von dem Bier vorhanden, die wir unſerer Marketenderin, der Mutter
Dubois, auf ihren Wagen gaben. Dieſe abſcheuliche Perſon hatte aber
die Schlechtigkeit, das Bier an die hinter uns marſchierenden Truppen
zu verkaufen, während wir vor Durſt verſchmachteten.
Am frühen Morgen des 16. Auguſt kamen wir vor Smolensk an,
wo ſich der Feind eben eingeſchloſſen hatte. Wir nahmen Stellung
auf dem von den Bewohnern des Landes ſo genannten „heiligen Feldel.
Die Stadt iſt von einer ſehr ſtarken Mauer mit alten Türmen umgeben,
deren Spitzen aus Holz beſtehen. Am Fuße der andern Seite der Stadt
fließt der Dnjepr. Der Angriff wurde ſogleich begonnen und Breſche
geſchoſſen. Am 17. morgens, als der Sturm ſtatthaben ſollte, war man
ſehr erſtaunt, die Stadt geräumt zu finden. Die Ruſſen hatten ſie —
verlaſſen, die Brücke hinter ſich abgebrochen und eine Aufſtellung jen⸗
ſeits des Fluſſes auf einer die Stadt beherrſchenden Höhe genommen,
von welcher aus ſie mit Vollkugeln und Granaten faſt alle Häuſer in
Trümmer legten, ehe ſie abzogen. Ein großer Teil der Einwohner
ſuchte nach der völligen Zerſtörung ihrer Wohnplätze Zuflucht in der
Kathedrale.
Am 21. ſetzten wir den Marſch fort.
Am 5. September ſtießen wir auf die ruſſiſche Armee in einer ver⸗
ſchanzten Stellung. Das 61. Linienregiment eroberte die vorderſte Schanze.
Am 6. wurden Vorbereitungen für die große Schlacht) getroffen,
die am folgenden Tage geſchlagen werden ſollte: die einen ſetzten
ihre Waffen inſtand, andere brachten das Verbandzeug in Ordnung,
manche machten ihr Teſtament, ſorgloſe Gemüter aber ſangen oder
ſchliefen. Die geſamte kaiſerliche Garde erhielt Befehl, den Parade-⸗
anzug anzulegen.
Um fünf Ahr des andern Morgens ſtand alles gefechtsbereit. Der
Kaiſer, welcher ſchon früh zu Pferde geſtiegen war, ritt alle Truppen-
fronten ab.
Sie Schlacht begann um ſieben Uhr; beſchreiben kann ich ſie
natürlich nicht, aber in der ganzen Armee herrſchte Freude, als die
Kanonen zu ſprechen begannen, und man damit die Gewißheit erhielt,
daß die Ruſſen diesmal ſtandhielten und die Schlacht annahmen. Am
Abend vorher und einen Teil der Nacht über war ein feiner, kalter
Rieſelregen niedergegangen, mit Anbruch des Tages wurde das Wetter
aber ſchön, klar ſtand die Sonne am heitern Himmel.
Wie alle unſere großen Schlachten, war auch dieſe ein mächtiger
Artilleriekampf. Unſerſeits ſollen 120000 Schuß abgegeben worden
ſein. Die Ruſſen hatten 50 000 Mann an Toten und Verwundeten
und darunter, wie man angibt, 50 Generale. Unſer Verluſt betrug
17 000 Mann, mit 45 Generalen, die teils tot, teils verwundet waren.
Wir befanden uns während der ganzen Schlacht in Neſerve hinter
der Diviſion Friant, trotzdem aber ſchlugen doch auch Kugeln in unſere
Reihen und um den Standpunkt des Kaiſers.
*) Schlacht an der Moskwa, auch Schlacht bei Borodino genannt.