Full text: Mit der großen Armee 1812 nach Moskau und in der brennenden Stadt

2⁴ SSoeeeeeeeeeet François Bourgogne SSSeeettettt 
Der General berief eiligſt Sappeure, um das Feuer zu iſolieren, 
indeſſen, da es nicht allein an Spritzen, ſondern ſogar an Waſſer ge⸗ 
brach, erwieſen ſich alle Anſtrengungen, des Feuers Herr zu werden, 
als vergeblich. 
Bald nach Beginn des Brandes wurden einundzwanzig Kerle feſt⸗ 
genommen, die ſich aus dem Schloſſe ſchleichen wollten und von denen 
einige noch glimmende Fackeln trugen. Später ergriffen wir noch elf, 
die ſich meiſt als Sträflinge kennzeichneten. 
Wir retteten einige Gemälde und andere Kunſtgegenſtände, ſowie 
auch kaiſerliche Feſtgewänder und ähnliche koſtbare Dinge; leider aber 
mußten wir bei unſerm ſpäteren Abzug das alles zurücklaſſen. 
Nachdem es etwa eine halbe Stunde gebrannt hatte, erhob ſich 
ein ſcharfer Wind, der das Feuer zu immer furchtbarerer Gewalt an⸗ 
fachte und brennende Holzſtücke durch die Luft führte, die beim Nieder⸗ 
fallen mehrere unſerer Leute nicht unerheblich verletzten. Ein Flächen⸗ 
raum von mehr als zwei Kilometern wurde in kürzeſter Zeit ein Raub 
der Flammen, denn alle die auf ihm befindlichen Prachtbauten beſtanden 
nur aus Holz. Wir wurden faſt geröſtet von der uns umgebenden Glut, 
mußten aber ſtundenlang in derſelben aushalten. Erſt um zwei Uhr 
morgens verließen wir die Hölle, um wieder nach dem Kreml abzu- 
rücken. 
Da ich während der Nacht die Bewachung der zweiunddreißig Ge⸗ 
fangenen gehabt hatte, ſo wurden ſie auch für den Marſch meiner Obhut 
übergeben. Ich hatte Befehl, jeden ohne weiteres mit dem Bajonett 
niederſtoßen zu laſſen, der einen Fluchtverſuch oder ſonſt Schwierig⸗ 
keiten machen ſollte. Zwei Drittel des Transports beſtanden aus Sträf⸗ 
lingen, der Reſt aus Bürgern des Mittelſtandes und ruſſiſchen Polizei⸗ 
ſoldaten in Aniform. 
Im Laufe des Marſches fielen mir zwei Gefangene auf, die ſich 
feſt an den Armen hielten und ſich gegenſeitig Mut zuzuſprechen ſchienen. 
Der eine war jung, der andere alt. Unwillkürlich überkam mich eine 
lebhafte Teilnahme für ſie. Ich erfuhr, daß ſie Vater und Sohn und 
beide Schneider ſeien. 
Als wir um fünf Ahr morgens den Kreml erreichten, wurde be— 
fohlen, die Gefangenen in Gewahrſam zu bringen. Oabei erhaſchte 
ich eine Gelegenheit, die beiden Schneider verſchwinden zu laſſen, da 
ich ſie für ganz unſchuldig hielt und mir inzwiſchen der Gedanke ge⸗ 
kommen war, daß ſie uns ſehr nützlich werden könnten. Und das wurden 
ſie auch; ſie leiſteten uns, ſolange wir in Moskau waren, vortreffliche 
Dienſte. 
Am 20. ließ der Brand etwas nach. Marſchall Mortier, der Gou⸗ 
verneur, und General Milhaud, der Kommandant der Stadt, waren 
überein gekommen, eine Polizeiverwaltung einzurichten. Sie wählten 
in dieſe auch italieniſche, deutſche und franzöſiſche Einwohner, denen es 
gelungen war, ſich den harten Maßnahmen Roſtoptſchins zu entziehen, 
nach welchen vor unſerer Ankunft alle Einwohner gezwungen worden 
waren, die Stadt zu verlaſſen.
	        
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