S ee Frangois Bourgogne DS
Pferdes anſichtig wurde, blieb er ſtehen und fragte, ob wir davon ge⸗
geſſen hätten. Auf meine bejahende Antwort lachte er und ſagte: „Na,
habt nur Geduld, in vier Tagen ſind wir in Moskau und da ſollt ihr
Ruhe haben und beſſer zu eſſen bekommen; indeſſen iſt Pferdefleiſch
auch nicht übel.“ Damit ſetzte er ſeinen Weg fort.
Den folgenden Tag marſchierten wir bei gutem Wetter weiter.
Am Abend des 15. lagerten wir bei einer Abtei und andern ſchönen
Gebäuden, welche die Nähe einer großen Stadt anzeigten.
Den 14. brachen wir frühzeitig auf und paſſierten eine Schlucht,
an der die Ruſſen angefangen hatten Erdwerke zur Verteidigung her⸗
zurichten. Bald hiernach betraten wir einen großen Wald von Fichten
und Birken, durch den eine ſehr breite, wohlerhaltene Straße führte.
Wir waren nicht mehr fern von Moskau.
An dieſem Tage befand ich mich beim Vortrupp. Nach Verlauf
einer Stunde machte die Marſchkolonne kurze Raſt. Während der⸗
ſelben bemerkte ich einen Linienſoldaten, der den linken Arm in einer
Schlinge trug und auf ſein Gewehr geſtützt daſtand, als wenn er jemand
erwartete. Zch erkannte in dem Mann einen der zwölf von meinen
Landsleuten aus Condé, die mich im Lager von Witebsk beſucht hatten.
Als ich ihn freundlich begrüßte, ſagte er mir, daß er ſich hier aufgeſtellt
hätte, in der Hoffnung, mich zu treffen. Auf meine Frage, wie es
unſern Freunden ginge, erwiderte er, den Gewehrkolben auf den Boden
ſtoßend: „O ſehr gut! Sie ſind alle tot — auf dem Felde der Ehre
gefallen, wie man ſagt — und eingeſcharrt in der großen Schanze an
der Moskwa. Nie werde ich dieſe Schlacht vergeſſen! Was war das
für eine Schlächterei!“
„And was haft du denn am Arm 2⸗
„Ach, gar nichts! Einen Schuß zwiſchen Ellbogen und Schulter.
Soch ſetzen wir uns einen Augenblick; ich will dir erzählen, wie es
uns erging.“
Und er begann:
„Gleich mit Beginn der Schlacht, um ſieben Ahr, kamen wir ſcharf
ins Gefecht. Unſer Führer, der General Campans, wurde bald ver—
wundet, ebenſo der, welcher an ſeine Stelle trat, und dann auch der
dritte. Darauf übernahm als vierter der General Anabert von der
Garde das Kommando. Er ließ ſogleich zum Sturm vorgehen. Wir
ler waren vorn, die Kartätſchen mähten uns beinahe gänzlich nieder,
unter den Toten befanden ſich auch unſere Freunde. Der General war
verwundet, hatte aber wenigſtens bei all den ſchweren Verluſten die
Genugtuung, die Schanze genommen zu haben. Den Schuß in
meinem Arm bemerkte ich erſt, als wir im Beſitz der Schanze waren.
Es ſtellten ſich Schmerzen ein, die mich bewogen, zurückzugehen,
um mir die Kugel auf dem Verbandplatze herausnehmen zu laſſen.
Unterwegs begegnete ich unſerer kleinen Spanierin mit einer Flaſche
Branntwein in der Hand. Sie weinte bitterlich, denn ſie hatte von
Berwundeten von dem Unheil des Regiments gehört, und bat mich, ſie
zu ihm zu führen, um vielleicht noch einige mit einem Trunk laben
zu können. Ich ging alſo mit ihr zurück, und als wir zu unſern Tam-