Verräter, ſchmählich haſt du mich betrogen!
Baſt du mich leiſe rufend nicht gezogend
Warſt du mir lange Jahre nicht gewogen?
Und wann in deinem Reich ich mich verirrte,
Schritt nicht, wie Zufall, mir voran ein Birte
Und ließ mich — ungerufen, ungebeten —
Bergab in ſeine ſichern Stapfen treten?
Ddu biſt mir gram geworden? Laß dich fragen!
muß ich der führerloſen Fahrt entſagen?
Des hohen Irreganges mich entwöhnen?“
mir gab Beſcheid der Geiſt mit tiefen Tönen
Im Flutenſturz und in der Laue Dröhnen,
Es klang wie Drohn, und wieder klang's wie Böhnen:
„Ein junger Wand'rer kam zu mir gefahren
mit haſt'gen Schritten und mit weh'nden Baaren,
Ein bleiches Bild! So iſt er ohne Bangen
Auf meinen ſchmalen Gräten umgegangen,
Und über Xlüften, ſchwindelnd abgrundtiefen,
Aus welchen jubelnd ihm die Wogen riefen,
Iſt er gewandelt auf geſtürzten Föhren
Und ſchien in meine Wildnis zu gehören,
Ein dumpfer Ton in meinen dumpfen Chören —
Du warſt's . . . und gingſt an eines Abgrunds Saume,
Unkundig der Gefahr, in wachem Traume!
Doch mir gefiel der Rühne und der Blinde,
Und Sorge trug ich dir als einem Ninde —
Jetzt, lieber Berr, biſt leidlich du vernünftig,
Baſt Weib und Bof, biſt in der Gilde zünftig,
verlaß dich nicht auf meine Flügel künftig.“
C. F. Mever.
Dder Alpenjäger.
Willſt du nicht das Lämmlein hüten?
Cämmlein iſt ſo fromm und ſanft,
Nährt ſich von des Graſes Blüten,
Spielend an des Baches Ranft.
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
ZJagen nach des Berges Böhen!“