Full text: Erzählungen aus der neuen Geschichte bis 1815 in biographischer Form

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2. Luldeckungen der Bortugieſen. Heinrich der Seefahrer. — Gilianes. — 
Barthoſomäns Diaz. 
Seit dem Jahre 711 herrſchten in der pyrenäiſchen Halb⸗ 
inſel die Araber, welche die chriſtlichen Goten in die nördlichen 
Gebirge verdrängt hatten. Dieſe erhoben ſich allmählich, trieben 
die Araber wieder zurück und bildeten neue chriſtliche Reiche, 
unter denen Aragonien und Kaſtilien die bedeutendſten 
wurden. Neben dieſen beſtand ſeit dem Jahre 1100 eine Graf⸗ 
ſchaft Portugal, die anfangs von Kaſtilien abhängig war, 
ſich dann durch Eroberungen gegen die Araber (Mauren) immer 
mehr ausdehnte und endlich zu einem ſelbſtändigen Königreich 
erhob. Nachdem es den Portugieſen gelungen war die Mauren 
aus ihrem Lande zu vertreiben, griffen ſie in ihrem Glaubens⸗ 
eifer dieſe Feinde der Chriſtenheit auch jenſeits des Meeres 
an. König Johann (von 1411—1433) führte den Krieg in 
Afrika mit Glück, und man beſchloß die Küſten dieſes Erdteils 
näher kennen zu lernen. 
Der dritte Sohn des Königs, der Infant (Prinz) Heinrich, 
ein junger Mann von trefflichen Talenten und großer Wiß⸗ 
begierde, lebte ſern vom Hofe auf ſeinem Landſitze in Algarbien 
im ſüdlichen Portugal, wo er ſeine Muße den Wiſſenſchaften, 
beſonders der Erd⸗ und Himmelskunde widmete und durch den 
Umgang mit gelehrten Männern ſeine Kenntniſſe erweiterte. 
Ein reger Eifer erwachte in ihm Entdeckungen zur See zu machen, 
und beſonders den erſehnten Seeweg nach Indien aufzufinden. 
Er kam auf den Gedanken, ob es nicht möglich ſein ſollte, um 
Afrika herum nach dem ſüdöſtlichen Aſien zu ſegeln. Von der 
Küſtenbildung Afrikas hatte man damals noch gar keine be⸗ 
ſtimmte Vorſtellung; man glaubte, daß dieſer Erdteil nach 
Süden hin ſich bis ins Unendliche forterſtrecke, wiewohl man eine 
alte Sage kannte, daß einſt Phönikier Afrika umſchifft hätten. 
Das Vorgebirge Non bildete die Grenze der Schiffahrt, und 
nur einzelne kühne Seefahrer hatten ſich darüber hinausgewagt; 
die Furcht vor der unerträglichen, alles verſengenden Hitze, 
wenn man weiter nach Süden käme, die Fabeln, die man ſich 
erzählte, von wilden, grimmigen Tieren, von Feuerſtrömen, 
von ſchlammigem breiartigem Waſſer, in dem kein Schiff 
mehr fahren könne, ſchreckten von allen Verſuchen, weiter vor⸗ 
zudringen, ab. 
Sorgfältig erforſchte Heinrich die Berichte der Seefahrer 
und Kaufleute über die Weſtküſte Afrikas, und die geſammelten
	        
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