3
— 9 —
2. Luldeckungen der Bortugieſen. Heinrich der Seefahrer. — Gilianes. —
Barthoſomäns Diaz.
Seit dem Jahre 711 herrſchten in der pyrenäiſchen Halb⸗
inſel die Araber, welche die chriſtlichen Goten in die nördlichen
Gebirge verdrängt hatten. Dieſe erhoben ſich allmählich, trieben
die Araber wieder zurück und bildeten neue chriſtliche Reiche,
unter denen Aragonien und Kaſtilien die bedeutendſten
wurden. Neben dieſen beſtand ſeit dem Jahre 1100 eine Graf⸗
ſchaft Portugal, die anfangs von Kaſtilien abhängig war,
ſich dann durch Eroberungen gegen die Araber (Mauren) immer
mehr ausdehnte und endlich zu einem ſelbſtändigen Königreich
erhob. Nachdem es den Portugieſen gelungen war die Mauren
aus ihrem Lande zu vertreiben, griffen ſie in ihrem Glaubens⸗
eifer dieſe Feinde der Chriſtenheit auch jenſeits des Meeres
an. König Johann (von 1411—1433) führte den Krieg in
Afrika mit Glück, und man beſchloß die Küſten dieſes Erdteils
näher kennen zu lernen.
Der dritte Sohn des Königs, der Infant (Prinz) Heinrich,
ein junger Mann von trefflichen Talenten und großer Wiß⸗
begierde, lebte ſern vom Hofe auf ſeinem Landſitze in Algarbien
im ſüdlichen Portugal, wo er ſeine Muße den Wiſſenſchaften,
beſonders der Erd⸗ und Himmelskunde widmete und durch den
Umgang mit gelehrten Männern ſeine Kenntniſſe erweiterte.
Ein reger Eifer erwachte in ihm Entdeckungen zur See zu machen,
und beſonders den erſehnten Seeweg nach Indien aufzufinden.
Er kam auf den Gedanken, ob es nicht möglich ſein ſollte, um
Afrika herum nach dem ſüdöſtlichen Aſien zu ſegeln. Von der
Küſtenbildung Afrikas hatte man damals noch gar keine be⸗
ſtimmte Vorſtellung; man glaubte, daß dieſer Erdteil nach
Süden hin ſich bis ins Unendliche forterſtrecke, wiewohl man eine
alte Sage kannte, daß einſt Phönikier Afrika umſchifft hätten.
Das Vorgebirge Non bildete die Grenze der Schiffahrt, und
nur einzelne kühne Seefahrer hatten ſich darüber hinausgewagt;
die Furcht vor der unerträglichen, alles verſengenden Hitze,
wenn man weiter nach Süden käme, die Fabeln, die man ſich
erzählte, von wilden, grimmigen Tieren, von Feuerſtrömen,
von ſchlammigem breiartigem Waſſer, in dem kein Schiff
mehr fahren könne, ſchreckten von allen Verſuchen, weiter vor⸗
zudringen, ab.
Sorgfältig erforſchte Heinrich die Berichte der Seefahrer
und Kaufleute über die Weſtküſte Afrikas, und die geſammelten