Full text: Das alte Wunderland der Pyramiden

16 Von Syene bis Theben. 
Inſchriften bedeckt, welche nun entziffert ſind und den ganzen Verlauf der da⸗ 
maligen Arbeit genau angeben. Da heißt es unter Anderem: „Jahr 9, den 
20. Epiphi, unter der Regierung des Königs Seti J. An dieſem Tage be— 
ſchäftigte ſich Seine Majeſtät mit den Gegenden, welche nach der Seite des 
Gebirges liegen. Sein Herz wünſchte die Bergwerke zu ſehen, aus welchen 
Gold ausgeführt wird. Als der König mit den im Waſſerweſen Sachverſtän⸗ 
digen hinaufſtieg, machte er unterwegs Halt, um ſtille bei ſich zu überlegen. 
Er ſprach bei ſich: „Das iſt kein Weg, ohne Waſſer! Es iſt ein Ort, wo die 
Reiſenden unterliegen durch die Vertrocknung ihrer Kehlen. Wo wäre die 
Stelle, um ihren Durſt zu löſchen? Das (angebaute) Land iſt fern, die Ge⸗ 
gend wüſte.“ Und ſo weiter in lebendiger Ausführlichkeit, bis es heißt: „Als 
der Bau vollſtändig fertig war, kam der König, die Götter anzubeten. Neiget 
gnädig euer Angeſicht, ihr Götter und Herren, die ihr den Himmel und die 
Erde beſitzet in euren Herzen“, und ſo fort. — An den Felswänden der 
Straße ausgehauene und bemalte Reliefbilder mit erläuternden Unterſchriften 
bringen Nachrichten über die Gründer und Vollender dieſer Heerſtraße, auf 
der ein großer Theil des ſo wichtigen Handels mit Indien vermittelt wird. 
Nach einigen Tagereiſen gelangt man an große Marmorbrüche; weiter⸗ 
hin tritt Porphyrgeſtein zu Tage, dann kommt man wieder in die Granit⸗ 
region und ſchließlich an die großen Heliotropgruben (fälſchlich Smaragdberge 
genannt), die den ſchönen grünen, roth punktirten Edelſtein liefern, aus dem 
eine Menge Luxusgegenſtände der ägyptiſchen Frauen gemacht wird. — Noch 
etliche Stunden weiter — und wir ſind zwiſchen den Dünen und treten hinaus 
an das Rothe Meer. Hier iſt die Hafenſtadt für die nach Indien gehenden 
und von dort kommenden Seeſchiffe — ſieben Tagereiſen von Atbo. 
Doch wir verlaſſen den Fluß nicht, ſondern fahren immer weiter nord⸗ 
wärts, an Sni vorüber (die Griechen ſagen Latopolis, und heute liegt ein 
Städtchen da mit Namen Esne) und gelangen nun an einen zweiten Engpaß. 
Mit dieſem Defilé endigt die Sandſteinregion, und wir treten ein zwiſchen 
die ebenfalls gelben Kalkberge, welche uns nun bis zur erſten Theilung des 
Fluſſes begleiten.
	        
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