Vorwort.
haben, wenn er ſich nicht in einem Grabmale bei Gurnah (im Ge—
biete des alten Theben unter den Thieren) abgebildet fände, die dem
ſiegreichen Könige vorgeführt werden; der „fiſchende Lord“ Seite 18 iſt
genau nach einem ägyptiſchen Wandgemälde geſchildert, welches Wil—
kinſon (III. 52) wiedergegeben hat ꝛc.
Ich ſage, Hapi (Apis) hatte einen weißen Fleck in Geſtalt eines
auf ſeiner Spitze ſtehenden Dreiecks auf der Stirn — und nicht
eines Vierecks, wie uns von Plinius berichtet wird; denn ich habe
unter den ägyptiſchen Alterthümern Bronzeſtatuetten des Hapi ge—
funden, welche die Figur eines Dreiecks, nirgends aber ſolche, die ein
Viere“ der Stirn hatten. — Bei Rameſſu III. laſſe ich (Seite
249) den .„en Wachtpoſten nicht die Bärte abraſiren, wie Herodot
(II. 121) erzählt, ſondern das Haupthaar. Erſteres war gar nicht
möglich, da in Aegypten niemand ſeinen natürlichen Bart trug; letz—
teres aber lag ſehr nahe, da nicht nur die Prieſter, ſondern alle Wohl—
habenderen, Gebildeteren ſich aus Reinlichkeitsrückſichten den Kopf
kahl ſchoren; man trug dann entweder ein anliegendes Käppchen oder
nur das bekannte Kopftuch, oder — ſehr häufig — eine Perücke.
In Nitakert wird man das Urbild unſerer Aſchenbrödel finden.
Dieſe ägyptiſche Sage iſt unter mancherlei Modifikationen in die Sagen—
welt verſchiedener europäiſcher Nationen übergegangen.
Einige Male habe ich mir — aber nur in durchaus unbedeutenden
Nebendingen — eine kleine Auslaſſung oder Aenderung erlaubt, weil
ſich Manches heute nicht ſagen und wiedergeben läßt, was die Alten
ohne Scheu erzählen konnten, wie z. B. der Gruß, welchen (Herodot
II. 162) Aahmes dem Könige Uahabra ſchickt.
Im übrigen ſind alle Hauptſachen ſtreng hiſtoriſch erzählt, die
Nebendinge aber getreu nach altägyptiſchem Leben und Sein geſchildert.
Hinſichtlich der Namen habe ich jedesmal ſorgfältig verglichen,
wie ſie in den Hieroglyphen lauten, und demnach Har ſtatt Horus,
Pilat ſtatt Philä u. ſ. w. geſchrieben. Warum ſoll man die Namen
falſch leſen, wenn man weiß, wie ſie richtig geleſen werden? Und
wozu wären denn die Ergebniſſe der Geſchichtsforſchung, wenn ſie nie
aus den Werken der Gelehrten in die für die Laien beſtimmten über—
gehen ſollten? In dieſer Beziehung ſind in den letzten zehn Jahren
die erfreulichſten Fortſchritte gemacht worden; der Name Kemi für Alt
Aegypten iſt geläufig geworden; auch die Schulbücher ſprechen nicht