Full text: Lehren der Weisheit und Tugend

ten! Es iſt nur ein Glück, daß er an der Kette liegt, ſonſt 
zerriſſe er das arme hungrige Thier. 
Das aber läßt ſich nicht ſtören, das Kätzchen iſt klug; es 
weiß, daß die Kette nicht ſo lang iſt, daß der Hund es erreichen 
könnte. Laß dir's wohlſchmecken! Du nimmſt ja nur, was 
dir gehoͤrt! 
Der Tiger. 
Er hat das Schaaf erwürgt und trinkt nun ſein Blut. 
Dem gehörte das unglückliche Thier nicht, das noch dazu die 
Freude eines kleinen indiſchen Knaben war, der es aufgezogen 
hatte. Er ſpielte ſo gern mit ihm, brachte ihm ausgewähltes 
Futter, und ging jeden Tag mit ihm ſpaziren. Am Abende 
hatte er es in einen kleinen Garten gebracht, wo ſchönes Gras 
ſtand, da ſollte es am Morgen gute Nahrung finden. 
Aber in der Nacht ſchlich der Tiger herbei, mit ſeinen 
funkelnden Augen erſpähete er bald das Schäfchen, das im grü— 
nen Graſe lag, ſprang über den Zaun, packte es und trug es 
in den Wald. Es war ſchon todt, ehe er in den Wald kam. 
Sucht nun der kleine Indier am Morgen ſein Schaaf, ſo 
wird er es nicht finden und wird viel klagen und weinen. Aber 
der Tiger wird auch erlegt werden.
	        
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