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„Guten Appetit!“ rief er den Thieren ſchon aus der Ferne entgegen;
„Heute ſollt ihr etwas zu eſſen bekommen, wonach ihr alle Pfoten lecken
werdet! Heda, ihr Hunde! holt mir raſch trockene Reiſer zuſammen, da
werdet ihr etwas erleben!“
Die Hunde apportirten ſchnell das Reiſig, der Affe ſteckte den Brand
hinein und die Flamme flackerte und praſſelte luſtig in die Luft. Bald
aber ließ das Feuer nach. „Das wollen wir ſchon bekommen,“ rief der
Affe und blies mit vollen Backen in die Aſche, daß die Funken ihm und
den Thieren in den Pelz flogen und die Haare verbrannten. „Schad't
nichts,“ rief er, „keine Freud' ohne Leid! Habt nur Geduld, Ende gut,
Alles gut!“
D'rauf holte er ein großes Lattichblatt, hing es an zwei Stäben
über dem Feuer auf, ſchöpfte mit der hohlen Hand Waſſer aus dem näch—
ſten Bach hinein und warf in dieſes Brenneſſeln und allerlei Unkraut,
was grade am Wege ſtand.
„Das wird uns ſchmecken!“ rief er den Hunden zu, denen ſchon das
Waſſer vor Appetit aus dem Maule lief. Aber kaum hatte er's geſagt,
ſo ſchrumpfte das Lattichblatt vor Aller Augen zuſammen, die künftige
Suppe lief in's Feuer und löſchte es aus und mit dem Kochen war's für
immer vorbei.
Da fingen die Thiere ſehr an zu brummen, beſonders die Ochſen, und
keiner wollte mehr von der Weisheit des Affen etwas wiſſen. Der aber
ſprach: „Schämt euch, ihr Thiere! Wer wird denn gleich den Muth ver
lieren; lernen wir es nicht, ſo lernen es unſ're Kinder. Aber die müſſen
gehörig behandelt und dazu erzogen werden. Daher will ich vor allen
Dingen jetzt erſt die Kindererziehung von den Menſchen lernen.“
Das wollte den Ochſen gar nicht in den Sinn und ſie brummten
noch viel mehr als zuvor, aber die Pferde und Hunde, die ſchon mehr
Luſt am Lernen hatten, fanden den Vorſchlag nicht ſo übel. Sie über