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thun wir jetzt, daß uns die Schuh' nicht naß werden?“ — Kordelchen
ſagte: „Michelchen, was machen wir jetzt, daß wir trockne Schuh' behalten?“
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— Drauf ſahen ſie ſich wieder an und dachten lange und viel darüber
nach, ſo viel, wie ſie es in ihrem Leben noch nicht gethan hatten; Keinem
wollte etwas Geſcheidtes einfallen.
Endlich rief Kordelchen: „Michel, ich hab's! Schau, zuerſt nehme
ich dich auf den Rücken und trage dich durch's Waſſer, da bleiben dir die
Schuh' trocken, nachher nimmſt du mich auf den Rücken und trägſt mich
durch's Waſſer, da bleiben mir die Schuh' trocken, ſo behalten wir am
Ende alle Beid' trockne Schuh'.“
Michelchen freute ſich recht über ſeine kluge Schweſter, hockte ſich ihr
auf die Schultern und Kordelchen ging mit ihm, mir nichts, dir nichts,
in's Waſſer hinein. Als es mitten darin war, hielt es plötzlich ſtill.
„Was iſt, Kordelchen?“ — „Ach, Michelchen, ich merke eben, daß mir
meine Schuh' doch anfangen naß zu werden. Weißt was? Wart' hier
ein biſſel, ich will ſchnell zurückgehn und ſie mir erſt am Ufer ausziehen.
Dann komme ich wieder und trag' dich mit bloßen Füßen weiter. So
wird's gehen.“ — „Gut,“ ſprach Michelchen, ſprang in's Waſſer hinunter,
wartete dort mitten im Bach und Kordelchen ging an's Ufer zurück.
Als es ſich eben die Schuhbänder auflöſte, rief Michelchen plötzlich:
„Ach, Kordelchen!“ „Was iſt, Michelchen?“ — „Ach, Kordelchen, ich
merke eben, daß auch mir die Schuh' anfangen naß zu werden!“ — „Dummer
Michel!“ rief Kordelchen, „komm her und mach's wie ich.“ Da patſchte
auch Michelchen zurück und machte es wie ſeine Schweſter. Drauf nahmen
ſie Beide die Schuhe in die Hand und Kordelchen trug Michelchen hinüber.
Sie kamen auch glücklich drüben an, aber die Schuhe waren doch,
wie ſie wohl merkten, voll Waſſer geworden. Was war nun zu thun, daß
der Herr Schulmeiſter es nicht merke? Da war wieder guter Rath theuer.
Endlich rief Michelchen: „Kordelchen, ich hab's! Weißt was? Wir