132
lieber Hans und ſeine luſtige Grete ihm entriſſen und eingeſperrt würden.
Erſt brummte er etwas vor ſich hin, endlich ſprach er: „Schon gut, ſchon
gut, ihr habt ganz recht, aber ſoll ich denn verhungern? Ich bin nun
einmal Vogelſteller, und habe in der Welt nichts weiter gelernt. Allen—
falls kann ich noch Holz hacken, das iſt aber auch Alles!“ —
„Ei!“ rief der Specht, „wenn das iſt, da kann uns Beiden geholfen
werden. Schau, hier im Walde ſteht ein alter dürrer Baum, der iſt in
wendig hohl und darin liegt ein Schatz, den die alte diebiſche Elſter ſich
zuſammengeſtohlen hat. Nun hacken wir Spechte ſchon ſeit langer Zeit,
wenn ſie nicht da iſt, an dem Baume, können ihn aber nicht umhauen.
Willſt du unſere gefangenen Kinder fliegen laſſen, ſo zeigen wir dir den
„
Baum, du hau'ſt ihn um und wir theilen den Schatz
„Gut,“ ſagte Peter, „ſo ſoll's ſein!“
Drauf zeigte der Specht ihm den alten Stamm ganz in der Nähe,
woran eben wieder viele Spechte hackten. Da rief Peter: „Fort, ihr gelb
ſchnäbligen Holzhacker!“ und hieb mit dem Beile, das er grade in der Hand
hielt, ſo kräftig in den Stamm, daß derſelbe nach elf Hieben zu wanken
begann, nach dem zwölften Hiebe aber lag der große Baum am Boden.
Sogleich erhoben ſich alle Vögel über dem Stumpf in die Luft, um
zu ſehen, was darin wäre, und ſiehe da! da lag rechts ein großer Haufe
Futter und links ein großer Haufe blanker Thaler. Alles jubelte vor
Luſt, aber der Specht rief: „Das Futter für uns, die Thaler für dich,
und nun befreiſt du unſre gefangenen Kinder ſicherlich
Eben wollten Hans und Grete die Käfige öffnen, ſiehe, da kam wie
der Wind die böſe Elſter angeflogen. Wüthend ſetzte ſie ſich auf das ge
ſtohlene Geld und ſchrie:
„Mein Korn! wiein Geld! mein Baum! mein Haus!
Wer's anrührt, dem hack' ich die Augen aus!“