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und als die andern vor Schreck von dem dürren Baume auffliegen wollten,
waren ſie an den Leim feſtgeklebt und konnten nicht von der Stelle. Doch
die böſe Elſter ſaß auf einem andern Baume, lachte alle aus und rief
recht boshaft immerfort:
„Ihr Näſcherchen, warum ſchmauſt ihr nicht?
Ihr Häſcherchen, warum zauſt ihr nicht?
Wärt ihr nicht ungehorſam und dumm,
Flögt ihr jetzt frei in der Luft herum!“
Und nun kam der Vogelſteller, nahm die armen gefangenen Vögel
und tödtete die, welche nicht ſingen konnten; die andern aber, die etwas
rechtes gelernt und hübſch zu ſingen und zu pfeifen wußten, ſperrte er in
enge Vogelbauer und gab dieſe ſeinen Kindern, die ſollten ſie in's Haus
tragen, um ſie morgen zum Verkaufe nach der Stadt zu bringen.
3.
In der Kammer, wo Hans und Grete ſchliefen, waren auch die
Bauer mit den gefangenen Vögeln hingeſtellt. Aber weder den Kindern,
noch den Vögeln war es möglich, dieſe Nacht zu ſchlafen. Die armen
Thierchen waren nicht mehr in ihrem ſchönen Walde und konnten daher
nicht mehr ſprechen, ſondern nur pfeifen und zirpen, doch auch das wagten
ſie vor Angſt kaum, ſaßen traurig auf ihren Sproſſen und dachten heim
an ihre lieben Eltern, gegen die ſie ſo ungehorſam geweſen. Hans und
Grete ſchliefen dagegen vor Freude nicht, denn eine ſolche Menge Vögel
hatten ſie noch nie nach der Stadt gebracht und nun dachten ſie ſchon an
das viele Geld, das ſie ihrem Vater dafür zurückbringen würden. Ganz
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