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„Scheint Sonne durch die Aeſte,
Fliegt Vöglein aus dem Neſte,
Dreht hin und her ſein Köpflein,
Wetzt hin und her ſein Schnäblein,
Und ſingt in den grünen Wald hinein:
Heiſſa juchhei!
Wie iſt doch das Vöglein ſo frei!“ ö
Während ſie das ſangen, kam plötzlich die Elſter hergeflogen, ſetzte
ſich in die oberſte Spitze des Baumes und rief: ö
„Vöglein im ganzen Wald,
Groß und klein, jung und alt,
Lerche und Zeiſ'chen,
Rothkehlchen, Meiſ'cchen,
Fink und Stieglitzchen,
Staar und Kibitzchen,
Kuckuk und Nachtigall!
Kommet her allzumal,
Schweiget fein, plaudert nicht,
Hört, was die weiſe Tante Elſter ſpricht.“
Als ſie das geſprochen, rief ein alter Specht, der am Stamme des
Baumes hackte: „Traut der geſchwätzigen Elſter nicht““ Die Vögel aber
wurden ganz ſtille, knabberten noch leiſe ihre Knospen und Blätterchen
herunter, die ſie grade im Schnabel hatten, und hörten andächtig zu. Die
Elſter ſprach: „Nun hört, was ich geſehen! Als ich nach der Seite des
Waldes flog, wo die Menſchen dahinter wohnen, da ſchaute ich unſeren
Feind, den Uhu, bei einer alten Hütte auf einem Baume feſtgebunden,