Aus trüben Waſſern.
Kandidat Jeſſen an Guſtav Leiſing.
Schloß Rhönek,
im Mai 1840.
a alſo ſitzt Dein „Pech—
— vogel“, der dies—
* mal wirklich aus der
Rolle gefallen zu
ſein ſcheint,
auf einem
Schloß am
Neckar, ſo
romantiſch
als wir
nur ge⸗
träumt
in den halb—
wüchſigen Kna⸗
* * — benjahren, wenn
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wir in der Dämmer⸗
ſtunde Fouqués Zauberring ge—
leſen. Ein wunderſchöner Sitz
in Wahrheit, mit allen Eigenſchaften einer mittelalterlichen Burg
ausgeſtattet, — graue Türme und Zinnen, ein wunderliebliches
Burgfräulein und ein finſterer Schloßherr, der in den alten
Prunkgemächern hauſt; — der junge Erbe, der meiner Obhut
anvertraut iſt, der hat gerade nichts Mittelalterliches an ſich;
das iſt ein Junge, wie man ſie wohl immer und überall
finden kann, — gutmütig, etwas roh und wild daneben; aber
er iſt mir von Herzen anhänglich, und ich habe ihn lieb ge⸗
wonnen.
„Und biſt du nun zufrieden?“ wirſt Du fragen. Die
Frage iſt zu allen Zeiten, von allen Menſchen ſchwer zu be—
antworten. Ich lebe in der Gegenwart; ich freue mich des
herrlichen Landes, in dem ein freundliches Geſchick mir wenig⸗