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bekannt. Wie verrätheriſch handelten ſie bereits gegen euch, ob ihr
gleich ihre Glaubensgenoſſen ſeid! Wer, wie ſie, euch anfangs den
Durchzug verweigerte und ihn darauf wenigſtens nach Kräften er—
ſchwerte, der hat es doch wohl gezeigt, daß er euch im Herzen ab—
hold iſt! — Sollteſt du aber wähnen, der Himmel habe dein Schwert
geweiht, ſollte der Glaube dich erfüllen, daß dir in jedem Kampfe
gegen die Anhänger des Propheten der Sieg werden müſſe, ſo wiſſe:
dir droht ein Feind, der nicht mit der Waffe erreichbar iſt! Der
Hunger iſt's. Einem gierigen Raubthiere gleich, wird er in dein
Heer fallen und morden, täglich und nächtlich. Ringsum iſt das
Land entblößt von Nahrungsmitteln. Feuer warf man in die Ge—
treidefelder, an Fruchtbäume und Weinſtöcke ward die Axt gelegt.
Womit gedenkſt du nun dein großes Heer während einer langen Be⸗
lagerung Jeruſalems zu verſorgen? Verläſſeſt du dich auf die Flotte,
ſo mußt du bekennen, daß am Winde das Leben von Tauſenden
hängen würde. Oder vermagſt du es, dem Winde zu gebieten?
Kannſt du ihn feſſeln und löſen, je nachdem es dir gefällt? Oder
ſtehet es in deiner Macht, es zu hindern, daß Aegypten ſich mit
den Perſern und den Türken auch zur See verbindet und die ſtärkſte
Flotte den Schiffen gegenüberſtellt, von deren Beſtand das Leben
deines Heeres abhängt? Thue nun, Fürſt, was dir beliebt. Nimmſt
du Frieden und Bündniß an, gut; wo nicht, ſo zerſtörſt du die hohe
Meinung, die dein bisheriges Thun in uns erweckt hat. Ihr Helden
aber, die ihr mit eurem Fürſten Gefahr und Ungemach ertruget und
darum auch an ſeinem Ruhme Theil habet, euch rufe ich zu: Laſſet
euch nicht durch falſche Gunſt des Augenblicks blenden und rechnet
nicht zu ſicher auf Gewinn in neuen Kriegen! Thut es vielmehr
dem Schiffer nach, der, nachdem er mit ſeinen reichen Schätzen end—
lich den lang erſehnten Hafen erreicht hat, die Segel niederläßt, um
das in Frieden zu genießen, was er ſich mühſam unter drohenden
Gefahren erwarb!“
Alet ſchwieg. Alsbald erhob ſich ein dumpfes Gemurmel im
Kreiſe. Auf jedem Angeſichte konnte der Geſandte den Eindruck
leſen, den ſeine Rede hervorgebracht hatte. Der Feldherr ſchaute
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